Rechtzeitig zum 500. Geburtstag von Teresa von Avila im März dieses Jahres ist eine neue lesenswerte Biographie der Mystikerin erschienen. Im Zentrum dieses Lebensbilds der Historikerin Linda Maria Koldau stehen dabei weniger Teresas schriftstellerisches Werk und ihre Theologie als vor allem die inneren und äußeren Kämpfe auf dem Weg zu einer der großen Frauen der Kirchengeschichte. Geschildert wird ihr familiärer Hintergrund, der Vater stammte von konvertierten Juden ab, aufgrund dessen Teresas Einsatz in Wort und Tat für diskriminierte Gruppen erklärbar sei. Detailliert berichtet die Autorin nicht nur über die fromme Erziehung und das Ringen um die Berufung, sondern vor allem die Begegnungen, Freundschaften und Allianzen, die Teresa eingegangen ist, um ihre Vorstellungen von einem klösterlichen Leben umzusetzen. Dabei war sie nicht einfach nur jene starke Frau, zu der sie gelegentlich stilisiert wird, sondern oft genug auch angefochten und immer wieder von Krankheiten, einschließlich depressiver Anwandlungen, gezeichnet.
Dennoch: Am Ende ihres Lebens hatte Teresa aufgrund ihres Unternehmergeistes und ihrer Managerqualitäten immerhin 17 Frauen- und zwei Männerklöster gegründet, wodurch sie in die politisch-religiösen Konflikte jener Zeit hineingezogen wurde. Diese historischen Hintergründe zu erhellen, gehört mit zur Zielsetzung des Bandes. Teresa aber zählt darüber hinaus mit ihren Schriften auch zu den Mitbegründern der spanischen Literatur – nachdem sie wie andere unter dem Verbot der Inquisition, geistliche Literatur in der Muttersprache nicht mehr lesen zu dürfen, gelitten hatte.
Das spirituelle Profil von Teresa, die das Wirken Gottes auch in den Kleinigkeiten des Alltags gesucht und gesehen hat, wird auf diese Weise immer wieder indirekt deutlich: die innere Verwiesenheit von asketischer Strenge und dem Glauben an Gottes Zärtlichkeit, die so gar nicht dem Gottesbild damals entsprach.
Besonderes Augenmerk legt Koldau schließlich neben der Zusammenarbeit mit Johannes vom Kreuz auf die Beziehung zu Jerónimo Gracián, der sich zuerst für Teresas Ideen eines wahrhaft klösterlichen Lebens und dann auch für die Urheberin begeisterte. Diese Beziehung in den letzten acht Jahren ihres Lebens sei „recht eigenartig“ gewesen. „Natürlich war diese Verbindung missverständlich und sofort üblen Gerüchten ausgesetzt: Bis heute scheint es schwer begreiflich, wie Teresa und Jerónimo Gracián eine so innige und doch so lautere Beziehung leben konnten.“ Gerade diese „Liebesbeziehung“, so das Fazit des Buchs, zeige, dass Teresa eine geistliche Reife besaß, die sie über viele Theologen ihrer Zeit hinausgehoben habe – auch wenn sie erst 1970 zur Kirchenlehrerin erhoben worden sei.