BuchbesprechungFranz Segbers: Ökonomie, die dem Leben dient. Die Menschenrechte als Grundlage einer christlichen Wirtschaftsethik

Dass das globale Wirtschaftssystem eine Eigendynamik entwickelt hat und in starker Differenz zu den menschenrechtlichen Maßstäben für die Weltgemeinschaft steht, wird nicht selten beklagt. Der Sozialethiker Franz Segbers öffnet den Diskurs um einen seiner Ansicht nach verselbstständigten Kapitalmarkt und die Notwendigkeit einer sozialen Wirtschaftsethik: Wegbereiter zu diesem Ziel können nur die universalen Menschenrechte sein.

Zuerst liegt dem Autor mit einem wirtschaftsgeschichtlichen Durchgang am Aufweis, wie der Kapitalmarkt sich seit der industriellen Revolution hermetisch abgeriegelt habe. Die Staaten haben es verpasst, so Segbers, soziale Gesetze zum Schutze aller Menschen wie zur Kontrolle des Wirtschaftssystems in ihren Verfassungen zu verankern. Für die Forderungen, die Menschenrechte und den konkreten Menschen zum Maßstab, Ziel und Mittelpunkt allen Wirtschaftens zu machen, greift der Autor auf päpstliche Verlautbarungen und internationale Erklärungen der International Labor Organization (ILO) zurück und belegt damit die universale Bedeutsamkeit und Dringlichkeit des Diskurses. Zudem legt Segbers einen Schwerpunkt auf eine biblische Hermeneutik, die die Wurzel, Genese und Bedeutung der menschlichen Rechte nach jüdisch-christlicher Tradition veranschaulicht und die Menschenrechte als per se dem Menschen zugehörige Rechte legitimiert. In dieser Tradition nennt er als passendes Beispiel für eine Gegenwartsanalyse die Verehrung des Goldenen Kalbes. „Fetischismus des Geldes“ zitiert Segbers Papst Franziskus unter Rückgriff auf die Marx’sche Kapitalismuskritik.

Die Menschenrechte sind aus den Leiderfahrungen der Völker entstanden, die universale Umsetzung ihrer Maßstäbe sind das Ziel. Der Autor fordert eine Metanoia, eine Um- und Rückkehr zu den Menschenrechten als bindende Prinzipien auch für das Wirtschaftssystem. Wie schwierig und nahezu utopisch diese weltweite und universale Umsetzung in eine soziale Wirtschaftsethik ist und bleiben wird, deutet Segbers nicht zuletzt dadurch an, dass es auch bei ihm bei der appellativen Forderung bleibt.

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Franz Segbers

Ökonomie, die dem Leben dientDie Menschenrechte als Grundlage einer christlichen Wirtschaftsethik

Butzon & Bercker und Neukirchener Theologie, Kevelaer und Neukirchen-Vluyn 2015. 282 S. 19,99 € (D)