Peter Sloterdijk ist einer der großen Philosophen der Gegenwart. Insbesondere die Bedeutung der Religion wird von ihm in seinen zeitdiagnostischen Analysen in Frage gestellt. In dem vorliegenden Sammelband „Peterchens Mondfahrt“ stellen sich die Theologen dem religionskritischen Diskurs, den Sloterdijk im Anschluss an Friedrich Nietzsche und Martin Heidegger führt.
Im Fokus steht die Aufgabe, mit, nach und trotz Sloterdijk eine anschlussfähige Theologie zu entwickeln. Zeigt der Philosoph in seinem Ansatz „Auswege aus den Aporien der Moderne“ und wie kann auf das sloterdijk’sche Großprojekt einer „fundamentalen Naturalisierung von Religion“ geantwortet werden? Laut Sloterdijk wollte sich der Mensch in der Phase der Moderne der Welt und seiner selbst bemächtigen. Er scheiterte an ihrer Absurdität. Trost und Metaphysik sind nach Sloterdijk damit obsolet. Wahrheit und Religion gebe es überhaupt nicht; Religion sei nur ein spirituelles Übungssystem, „eine Immunologie, die von Lebenserhaltung und von vorausschauender Todesabwehr geprägt ist“.
Die Autoren stellen sich diesen starken religionskritischen Thesen und versuchen sich an theologischen Antworten, die durchaus einiges an Vorwissen einfordern. Der Grundthese, der Mensch sei ein Wesen, welches sich selbst zu formen hat, wird Rechnung getragen, jedoch eine andere theologische Konsequenz gezogen: „Nur im Horizont der Überzeugung von einer transzendenten Bejahung vermögen Sterbliche der Selbsterhaltungspanik zu entkommen“ (Klaus Müller). Die Autoren verweisen darauf, dass es ein Fehlschluss sei, Religion und religiöse Praxis als illusionär zu beschreiben: aus ihrer anthropotechnischen Wirkung ließe sich nicht die Nicht-Existenz von Religionen folgern. Gegen Sloterdijks Naturalisierung von Religion setzen die Autoren an den zentralen Begriffen menschlicher Existenz wie Wahrheit, Transzendenz, Ethik, Freiheit und Liebe an. Offen bleibt freilich, ob eine Diskussion auf gemeinsamer Ebene möglich ist, wenn die Voraussetzungen „atheistisch-naturalistisch“ und „aus dem Glauben heraus“ je schon unterschiedliche Ausgangssituationen implizieren.