„An die Schwellen der Apostelgräber“ – ad limina apostolorum – waren die deutschen Bischöfe Ende November 2015 gereist, um dem Papst und den Kurienbehörden über die Lage in der deutschen Kirche zu berichten. Zuletzt waren die deutschen Oberhirten vor neun Jahren gemeinsam in Rom.
Themen bei den Gesprächen mit den Behörden in diesem Jahr waren unter anderem die Entwicklungen der Gemeinden, das kirchliche Leben in Deutschland, die sozial-karitative Arbeit etwa für Flüchtlinge, aber auch Theologie und theologische Fakultäten, Priesterberufungen, Ökumene und das Verhältnis zum Islam.
Die offizielle Ansprache von Papst Franziskus an die 67 deutschen Orts- und Weihbischöfe ließ Beobachter an die Freiburger Rede seines Vorgängers Benedikt XVI. denken, der 2011 eine „Entweltlichung“ der Kirche gefordert hatte, damit sie ihren missionarischen Auftrag besser erfüllen kann. Franziskus schlug in seiner Ansprache – die er dem Vernehmen nach aber nicht verlas, sondern seinen Mitbrüdern nur austeilte – ähnliche Töne an: „Es werden immer neue Strukturen geschaffen, für die eigentlich die Gläubigen fehlen.“ Institutionalisierung und „übertriebene Zentralisierung“ raubten der Kirche ihre missionarische Dynamik. Die Ansprache benennt große Herausforderungen, etwa die Überalterung der Kirche und die vielen Austritte. Von einer „Erosion des Glaubens“ ist die Rede, von fehlenden Kirchenbesuchern, einem Niedergang des sakramentalen Lebens und dem Priestermangel. Das Dokument fordert darum: „Wir müssen bei den Menschen sein mit der Glut derer, die als erste das Evangelium in sich aufgenommen haben.“ Neue Wege, kreative Methoden, eine pastorale Neuausrichtung seien jetzt gefragt.
Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, dankte Franziskus im Namen seiner Mitbrüder für dessen Bemühen um eine Reform der Kurie. In einem Interview sagte Marx zur Kritik des Papstes: „Ich empfinde es als Aufgabe des Papstes, auf grundsätzliche, auch kritische Punkte hinzuweisen. Warum sollten wir zusammenkommen, wenn wir uns nur gegenseitig loben und friedlich zusammensitzen, und nicht auch kritische Punkte aus der Sicht des einen wie des anderen nennen?“