Vor Jahren hat der Dogmatiker Karl-Heinz Menke eine so gründliche wie profilierte Christologie mit dem programmatischen Titel „Jesus ist Gott der Sohn“ vorgelegt. Jetzt lässt er eine umfangreiche Sammlung von Beiträgen folgen, die dem gleichen Grundgedanken verpflichtet sind. Das Christentum verliere seine Identität, so Menke, wenn die Selbstoffenbarung Gottes nicht streng exklusiv mit dem Christusereignis identifiziert werde.
Zur Entfaltung dieser These zieht er zum einen Begriffe wie Sakramentalität und Gnade heran und setzt sich mit dem Theodizeeproblem auseinander, immer im kritischen Gespräch mit anderen Verstehensansätzen in der katholischen wie evangelischen Theologie der Gegenwart. Zum anderen greift Menke auf diesem Hintergrund in die Theologiegeschichte zurück, indem er die Entwicklung der Rede vom „Wesen des Christentums“ untersucht oder nach den Wirkungen der frühchristlichen Theologie des Markion mit ihrer strikten Unterscheidung von bösem Schöpfergott und Erlösergott bis in die Gegenwart fragt. Der abschließende Beitrag des Bandes ist dem theologischen Grundanliegen des ehemaligen Dogmatikers Joseph Ratzinger und späteren (inzwischen emeritierten) Papstes Benedikt XVI. gewidmet („Die Einzigkeit der Wahrheit und die Einzigkeit Christi“). Dabei stellt er sich in der Diskussion zwischen Joseph Ratzinger und Walter Kasper in ihren verschiedenen Phasen auf die Seite des deutschen Papstes, dem auch insgesamt seine theologische Sympathie gehört.
Menke macht sich argumentativ durchweg für ein Verständnis des Christlichen als „gelebter Inkarnation“ (20) stark und betont die Unverzichtbarkeit von Kirche als Gemeinschaft der die unüberbietbare Selbstoffenbarung Gottes Bezeugenden. Scharf kritisiert er alle Positionen, die diese Selbstoffenbarung in Jesus Christus in irgendeiner Weise relativieren oder das Christentum als bloße Orientierung an Jesus verstehen. Es bleibt dabei allerdings die Frage nach blinden Flecken einer so emphatischen Konzeption von Kirche und Sakramentalität. Der theologische Streit darüber muss und wird weiter gehen – gerade im Blick auf die konkrete kirchliche Wirklichkeit.