KircheBericht über Missbrauch bei Domspatzen

Regensburger Domspatzen-Chor
© kna-Bild

Mindestens 547 Regensburger Domspatzen sind Opfer körperlicher Gewalt geworden, davon haben 67 auch sexualisierte Gewalt erlitten. Von den 49 Beschuldigten unter den Lehrern und Erziehern wird neun auch sexueller Missbrauch zur Last gelegt. Das ist das Ergebnis des Abschlussberichts, den Ulrich Weber im Juli vorgestellt hat. Weber ist Rechtsanwalt und wurde vom Bistum Regensburg mit der externen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle beauftragt.Die Mehrzahl der Opfer hat es in den Sechziger- und Siebzigerjahren gegeben. Viele ehemalige

Die Mehrzahl der Opfer hat es in den Sechziger- und Siebzigerjahren gegeben. Viele ehemalige Domspatzen sind aufgrund der Vorgänge nachhaltig traumatisiert, sagte Weber. Gewalt sei ein „alltägliches“ Erziehungsmittel in den Vorschulen der Domspatzen gewesen, heißt es in dem 440 Seiten starken Bericht. Die Erwartung einer unbedingten Leistungsbereitschaft und ein „perfektioniertes System der Isolation und Kommunikationsverhinderung“ sowie mangelhafte Kontrolle gehörten zu den Hintergründen. Der frühere Domkapellmeister Georg Ratzinger habe „weggeschaut“ und „trotz Kenntnis“ nichts gegen die Gewaltausübung unternommen.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat nach der Veröffentlichung des Berichts um Entschuldigung für die Taten gebeten. „All das macht mich zutiefst zerknirscht und erfüllt mich mit Scham“, heißt es in einem Hirtenbrief, der Ende Juli in allen Gemeinden verlesen wurde. Der Bericht kritisiert, wie schwer es den Opfern gemacht wurde, sich Gehör zu verschaffen. Er enthält auch Kritik an Voderholzers Vorgänger Gerhard Ludwig Müller, der zu wenig Kontakt zu den Opfern gesucht habe.

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