PorträtUlrich Hemel: Ein Entrepreneur an der Spitze des BKU

Der Bund Katholischer Unternehmer hat Mitte Oktober Ulrich Hemel zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der Theologe, Wirtschaftsethiker, Manager und Gründer will dem Verband zu mehr Sichtbarkeit verhelfen.

Ulrich Hemel
© privat

Er ist ein Machertyp und kann seine Herkunft doch nicht verleugnen. Ulrich Hemel ist eine seltene Mischung aus Unternehmer und Professor. Zwar hat er nie einen theologischen Lehrstuhl innegehabt, wenn man aber mit dem ausgewiesenen Religionspädagogen spricht, der mit seiner „Wissenschaftstheorie der Religionspädagogik“ eines der Standardwerke des Fachs geschrieben hat, merkt man ihm seine akademische Ausbildung und Praxis an. Ohne zu belehren, werden alle Fragen strukturiert und vor allem prägnant-programmatisch beantwortet (vgl. HK, Januar 2006, 16–20).

Offensichtlich ist ihm das zugute gekommen, als er seine Tätigkeitsschwerpunkte ins Wirtschaftsleben verlagert hat. Nach einer Beratertätigkeit hat er mehrere Unternehmen geführt, schließlich ist er selbst zum Firmeneigentümer geworden. Auch mit Blick auf seine Themen hat er seine Herkunft nie verleugnet. Die Reflexion auf die ethischen Grundlagen wirtschaftlichen Handelns hat er in einem Buch mit dem Titel „Wert und Werte. Ethik für Manager“ niedergeschrieben, das 2005 als Wirtschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet worden ist. Seinerzeit war es nur konsequent, dass er sich als Präsident der Katholischen Universität Eichstätt beworben hat. Man hätte ihm zugetraut, dass er der Institution mit ihrem provinziellen Umfeld zu mehr Aufmerksamkeit verholfen hätte. Doch mutmaßlich kirchenpolitische Erwägungen haben seinen Amtsantritt am Ende verhindert. Auch danach ist er kirchlich aktiv geblieben als Beirat des Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover, einer Einrichtung des Bistums Hildesheim.

Jetzt ist Hemel wieder ins Rampenlicht kirchlicher Öffentlichkeit getreten, weil ihn der Bund Katholischer Unternehmer Mitte Oktober als Nachfolger der CDU-Bundestagsabgeordneten Marie-Luise Dött zu seinem Vorsitzenden gewählt hat. Ausdrücklich geht es ihm darum, wie er im Gespräch erläutert, ausgehend von der katholischen Soziallehre für das nicht zuletzt innerkirchlich skeptisch beäugte Unternehmertum zu werben. Diese große Tradition sei aktueller denn je, wenn man etwa an Mahnungen früherer Päpste denkt, dass Arbeitnehmer von ihrem Lohn auch leben können müssten. In der Welt digitaler Transformationsprozesse werde dies besonders wichtig. Hingegen sei, wie als Ausweg gelegentlich gefordert, ein bedingungsloses Grundeinkommen vor dem Hintergrund christlicher Werte keine Lösung. Als eine Art „Stilllegungsprämie“ wie für nicht mehr benötigte Ackerflächen sei es mit der Menschenwürde nicht vereinbar. Mit Blick auf Franziskus stimmt Hemel weniger in die Kritik an der Kapitalismusskepsis dieses Papstes ein, sondern lobt sein Plädoyer für Nachhaltigkeit als wichtiges ergänzendes Prinzip der Soziallehre.

Dafür dass er 2008 zum Präsidenten der Katholischen Universität Eichstätt gewählt wurde, ihm dann aber die kirchliche Zustimmung verweigert wurde, ist der 61-Jährige den bayerischen Bischöfen heute dankbar. Er habe deshalb einen anderen Weg einschlagen können und sein Institut für Sozialstrategie gegründet. Als neuer Vorsitzender des BKU liegt ihm erklärtermaßen daran, die Sichtbarkeit des Verbands zu erhöhen und die Zahl der Mitgliedsunternehmen von 1000 auf 2000 zu verdoppeln. Das Potenzial, den BKU für seine Mitglieder attraktiver zu machen, sei noch nicht ausgeschöpft. Es müsse darum gehen, jünger und auch weiblicher zu werden, katholisch sei im Übrigen weniger konfessionell als im Sinne von „allumfassend“ zu verstehen. Und Hemel wäre nicht Hemel, wenn er seine Forderung nach mehr Personalentwicklung und Organisationsentfaltung, für die der BKU Hilfestellung sein wolle, nicht biblisch begründete: Nicht umsonst sei im Evangelium so oft von den Talenten die Rede.

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