BuchbesprechungJohannes Meier: Bis an die Ränder der Welt

Seit Jahrzehnten ist der Kirchenhistoriker Johannes Meier, der zuletzt in Mainz lehrte, ein so kundiger wie engagierter und gleichzeitig unprätentiöser Anwalt der Geschichte des Katholizismus in den Erdteilen außerhalb Europas. Angesichts der heutigen Situation des Christentums werde der Eurozentrismus obsolet. Diese These belegt Meier im vorliegenden Band auf überzeugende Weise, indem er die Ausbreitung des katholischen Christentums in der Folge der kolonialen Expansion vom 16. bis zum 18. Jahrhundert Revue passieren lässt. Die durchweg gut lesbaren und anschaulich geschriebenen Beiträge gelten Afrika (Kongo, Äthiopien) wie Asien (Indien, Japan, China und Südostasien), Lateinamerika (mit der Karibik) sowie Nordamerika.

Der Überblick über dreihundert Jahre außereuropäischen Katholizismus registriert Licht wie Schatten. Auf die Habenseite gehören nicht zuletzt Männer, in der Regel Ordensleute, die sich um eine sensible und kreative Inkulturation des Christentums und um die Bewahrung und Förderung der indigenen Sprachen und Kulturen bemüht haben, wie etwa Roberto de Nobili in Indien, Matteo Ricci in China oder Bernardino de Sahagún und Guamán Poma de Ayala in Lateinamerika. Meier erwähnt aber gerechterweise auch, dass die Benediktiner in der damaligen portugiesischen Kolonie Brasilien auf ihren Fazendas mehrere Tausend Sklaven hielten und dass das Franziskanerkloster zu Salvador da Bahia 1773 bei 81 Ordensleuten 86 Sklaven zählte. Sklaven hätten sich auch in den Haushaltungen des Weltklerus gefunden.

Im Gegensatz zum Katholizismus übten die protestantischen Kirchen lange „missionarische Abstinenz“ (301). Erst mit dem Pietismus begann eine fruchtbare evangelische Missionsarbeit, der sich Meier in einem eigenen Kapitel widmet: „Am 28. Dezember 1773 wurde der tamilische Katechet Aaron zum ersten evangelischen Pfarrer Indiens eingesetzt“ (308). Er nennt auch den Jesuiten Antonio Andrade (1580–1634), der das westtibetische Königreich Guge und seine Hauptstadt Tsaparang entdeckt und als erster Europäer dort mit buddhistischen Lamas diskutiert habe. Meier geht es aber nicht um Kuriositäten und Exotismen. Vielmehr lenkt er in seinen Beiträgen den Blick auf eine oft übersehene Dimension der Christentumsgeschichte, die in Zeiten der Globalisierung mehr Beachtung verdient.

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Johannes Meier

Bis an die Ränder der WeltWege des Katholizismus im Zeitalter der Reformation und des Barock

Aschendorff Verlag, Münster 2018. 368 S. 29,80 € (D)