PorträtMarkus Grübel: Unterwegs im Zeichen der Versöhnung

Die Bundesregierung hat den CDU-Bundestagsabgeordneten Markus Grübel zum Beauftragten für die Religionsfreiheit weltweit berufen. Der 58-jährige Politiker will die Lage analysieren und zur Annäherung der Religionen beitragen.

Seine letzte Reise als Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium führte Markus Grübel vor zwei Monaten in den Irak. Es ging um die Ausbildung von Peschmerga-Kämpfern und irakischen Soldaten. Seine nächste Reise wird ihn auch wieder in den Irak führen. Er wird wieder mit Peschmerga sprechen, aber diesmal nicht über Materiallieferungen und Ausbildung, sondern über religiöse Traditionen. Denn seit Mitte April ist Markus Grübel der neue Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit weltweit.

Er wird sich auch mit Sunniten und Schiiten treffen, mit Christen, Jesiden und Zoroastriern, und mit ihnen ausloten, ob und wie die Religionsgemeinschaften im Irak künftig wieder miteinander leben können – oder zumindest friedlich nebeneinander. Denn Grübel will nicht nur analysieren, wie es weltweit um die Religionsfreiheit steht, und dies alle zwei Jahre in einem offiziellen Bericht dokumentieren. Er möchte der Bundesregierung auch konkrete Handlungsempfehlungen geben. „Ich möchte das Bewusstsein stärken, dass die Menschenrechte weltweit gestärkt werden müssen und dass die Religionsfreiheit auch für Deutschland ein wichtiges Thema ist“, sagt Grübel. Die Menschenrechte und die Religionsfreiheit zu stärken, helfe auch, Fluchtursachen zu mindern. Zur Religionsfreiheit zählt Grübel übrigens dezidiert das Recht, keine Religion zu haben.

Die bedrängten und verfolgten Christen im Nahen und Mittleren Osten liegen ihm besonders am Herzen, von einer Vorzugsbehandlung für Christen hält er aber nichts. „Unsere Arbeit ist dann erfolgreich, wenn nicht der Eindruck entsteht, die Christen würden besonders gefördert von Deutschland“, sagt er. Die Vorzugsbehandlung würde nur zu Neid bei den Nachbarn und zu neuer Ausgrenzung führen.

Markus Grübel ist der erste Beauftragte für Religionsfreiheit, den eine Bundesregierung berufen hat. SPD und CDU/CSU hatten sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt. Angesiedelt ist das Amt im Ministerium für wirtschatliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Der neue Beauftragte muss erst einmal Strukturen aufbauen und Netzwerke knüpfen, auch zu Experten im Auswärtigen Amt, zu den Vereinten Nationen und zum Beispiel auch zu kirchlichen Hilfswerken. Durch seine Arbeit im Verteidigungsministerium bringt er Kontakte in den Mittleren und Nahen Osten mit. Doch dass der 58-Jährige einmal für die Religionsfreiheit weltweit zuständig sein würde, war nicht unbedingt vorherbestimmt. In den vergangenen 30 Jahren hat er sich vor allem auf die baden-württembergische Kommunal- und Landespolitik konzentriert. Als Bundestagsabgeordneter beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit Familien- und Verteidigungspolitik.

Grübel ist Katholik und bezeichnet sich als „gläubigen Menschen, dem die Ausübung der Religion wichtig ist“. Er versteht deshalb gut, dass es auch anderen Menschen wichtig ist, ihre Religion frei praktizieren zu können. Das ist eine wichtige Voraussetzung für sein neues Amt. Als Fraktionsvorsitzender der CDU im Esslinger Stadtrat setzte sich Markus Grübel vor Jahren als Einziger in seiner Fraktion für den Bau einer repräsentativen Moschee im Ort ein.

Schon als Kind hat er gelernt, dass religiös zu sein, nicht automatisch heißt, katholisch zu sein. Sein Vater verwaltete als Notar das Vermögen von Juden, die von den Nazis vertrieben worden waren. Immer wieder besuchten israelische Freunde die Familie. Die Grübels hatten extra eine Wohnung in ihrem Haus so eingerichtet, dass sich die Gäste koscher ernähren konnten. Markus Grübels Schwester Monika ist Judaistin, verantwortet im Landschaftsverband Rheinland den Bereich zum jüdischen Leben und publiziert zur jüdischen Geschichte. Sieht ganz so aus, als sei das Interesse an der Vielfalt religiöser Traditionen Tradition geworden im Hause Grübel.

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