Das Buch „Das Jüngste Gericht. Hoffnung über den Tod hinaus“ von Ottmar Fuchs ist mehr als eine theologische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Deutungen des göttlichen Gerichts und seiner Bedeutung für Leben und Tod eines Menschen. Einerseits legt der Autor eine Analyse biblischer Gerichtsvorstellungen und der Rezeption im Verlauf der Jahrhunderte vor. Andererseits geht er weit über die reine Darstellung hinaus. Fuchs verbindet die Eschatologie mit pastoraltheologischen Überlegungen. Wichtige Themen sind dabei die Schöpfungstheologie, die Theodizee-Frage, die Personalität Gottes und die Freiheit des Menschen. Mit unterschiedlichen Perspektiven aus Kunst, Literatur und Philosophie nimmt der emeritierte Professor für Pastoraltheologie seine Leser mit auf die Suche nach der Bedeutung von Himmel, Hölle und Fegefeuer in unserer Zeit.
Dabei relativiert er die einst furchteinflößenden christlichen Vorstellungen keineswegs. Im Gegenteil: Gericht, Sühne und Reue werden bei Ottmar Fuchs existenziell verschärft: „Das Dogma der ewigen Hölle bleibt gültig, aber noch radikaler als es bisher gedacht wurde.“ Der Autor will damit keine neue Drohkulisse für die Gegenwart erschaffen, sondern deutet die radikale Liebe Gottes so, dass es in ihr auch zu einer vergeltenden Gerechtigkeit kommen muss, die sowohl Täter als auch Opfer umschließt, versöhnt und letztlich erlöst. „Analog zur felix culpa ist dies ein felix dolor, ein Schmerz innerhalb der Seligkeit selber und innerhalb einer Versöhnung, die nie aufhört und genau darin unendliche Seligkeit erfahren lässt.“
Ganz Pastoraltheologe verliert der Autor dabei nicht die Bedingungen, Begrenzungen und schuldhaften Verstrickungen der Menschen aus den Augen. Stets bewegt er sich in seiner Analyse zwischen der Betonung der Verantwortung der Täter und der Verantwortung Gottes, der diese Schöpfung so ins Leben gesetzt hat. Davon ausgehend kann es für Fuchs immer nur einen mitleidenden Gott geben, der im Kreuzestod das Maximum des erlösenden Mitleids vollzogen hat: „Wenn man so will, sühnt Gott sein riskantes Schöpfungswerk, und er gibt zugleich Hoffnung auf Zukunft.“ Der theologisch interessierte Leser trifft somit auf bekannte Theorien und lernt gleichzeitig neue Zusammenhänge kennen.