Wie können Christen und Muslime zu einem tieferen Verständnis finden? Indem sie mit Offenheit und Respekt eine Begegnung auf Augenhöhe wagen, in der Gemeinsamkeiten erkannt und Unterschiede aufgedeckt werden. In dem Buch „Im Herzen der Spiritualität“ lassen sich zwei Theologen auf eine solche Begegnung ein: der Benediktinerpater Anselm Grün und der muslimische Religionsphilosoph Ahmad Milad Karimi vom Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster.
Beide haben einen unterschiedlichen biografischen Zugang zu ihrem Interesse für die andere Religion: Die Erklärung „Nostra Aetate“ des Zweiten Vatikanums ist für Grün der Startpunkt seines interreligiösen Engagements. Karimi zählt dagegen einen katholischen Theologen – Bernhard Uhde – zu seinen akademischen Lehrern, von dem er lernte, dass „auch das Christentum eine sehr differenzierte und überzeugende Logik und eine großartige Theologie vertritt“. Karimi ist sich mit Grün einig, dass die Begegnung mit dem Anderen das Eigene bereichert. Bereichernd ist die Entdeckung, dass beide Religionen – trotz ihrer unaufhebbaren Unterschiede – von denselben Fragen getragen sind. Diese Fragen stellen die Autoren unter der Überschrift „Horizonte und Felder der Spiritualität“ in den Mittelpunkt ihrer Begegnung: Woher kommen wir? Was sind die Grundlagen unseres Glaubens? Wie gestalten wir unsere religiöse Praxis? Was sind unsere Werte? Wie handeln wir in der Gesellschaft? Wo liegt unser letztgültiges Ziel?
In jedem einzelnen „Feld der Spiritualität“ führen die Autoren ihre eigene Position aus, wobei sie den Anderen stets im Blick behalten. Das Gemeinschaftswerk von Grün und Karimi beleuchtet einen Weg, auf dem sich Christen und Muslime näher kommen können, ohne die „Stolpersteine“ auszulassen, die ein Verstehen behindern können.
Die thematische Breite macht das Buch zu einem inspirierenden Begleiter für den interreligiösen Dialog. Es ist wertvoll für alle, die zu einem tieferen Verständnis des jeweils Anderen gelangen möchten.