Die Begleiterin: Maria Boxberg

Beim Synodalen Weg soll Maria Boxberg für Momente des Innehaltens sorgen, damit die Teilnehmer geistlich reflektierte Entscheidungen treffen können.

Der Heilige Geist stehe unserer Kirche in Deutschland bei und lasse sie die Zeichen der Zeit erkennen. Er öffne unser Herz, damit wir auf Dein Wort hören und es gläubig annehmen. Er treibe uns an, miteinander die Wahrheit zu suchen. Er stärke unsere Treue zu Dir und erhalte uns in der Einheit mit unserem Papst und der ganzen Kirche“, so heißt es im Anfang November von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) veröffentlichten Gebet für den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland. Das ist angesichts der angespannten Lage, in der sich die Kirche befindet, keine kleine Herausforderung. Vor allem der Wunsch, „miteinander die Wahrheit zu suchen“, wird nicht leicht zu verwirklichen sein: „Konservative“ und „Progressive“ stehen sich unerbittlich gegenüber, es ist von einem „deutschen Alleingang“ die Rede, gar gelegentlich von einem drohenden „Schisma“.

„Es wird unerlässlich sein, dass jeder, der da ist, den anderen Diskussionsteilnehmern zugesteht, auch sie lieben die Kirche, sonst wären sie gar nicht da und würden nicht an mehreren Wochenenden im Jahr zusammenkommen und dazwischen noch Arbeitspapiere erstellen“, sagt Maria Boxberg. Die 63-Jährige wird den synodalen Weg zusammen mit dem Jesuitenpater Bernd Hagenkord geistlich begleiten. Dabei werde es nicht an ihnen sein, „fromme Vorträge“ zu halten oder „Gebete vorzubeten“, sondern vielmehr, „dass ernst damit gemacht werden kann, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Heiligen Geist unterwegs sind“, so Boxberg. Ihre Hauptaufgabe sieht sie darin, für Zeiten des Innehaltens zu sorgen, in denen alle Teilnehmer sich darüber bewusst werden können: Habe ich verstanden, was gesagt wurde? Habe ich die Informationen, um eine Entscheidung zu treffen? Wem bringe ich Sympathie entgegen – und stimmt das auch, was diese Person sagt? Gibt es nicht doch überraschende Gemeinsamkeiten mit der Person, mit der ich mich schwertue?

Zentral für die geistliche Begleitung sind für Boxberg das christliche Menschenbild und die Grundhaltungen einer gelingenden Kommunikation: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind von Gott erdacht und geliebt, sie haben das gleiche Recht, zu sprechen und gehört zu werden. „Es geht nicht darum, Cliquen zu bilden oder Machtkämpfe auszutragen, sondern darum, auf die inneren Regungen zu achten, wie es mir damit ergeht, wenn ich dieses oder jenes höre – um dann gemeinsam eine Antwort zu finden“, erklärt die Seelsorgerin, die im Vorstand der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) ist. Für ihre Aufgabe schöpft sie aus der Spiritualität des Ignatius von Loyola, die sie als eine „sehr ganzheitliche Spiritualität“ sieht: Regungen, Gefühle, Gedanken und auch Körpersignale sollen zunächst ohne Urteil wahrgenommen werden, um dann zu merken, „wohin es zieht“. Dazu sind regelmäßige Zeiten der Stille notwendig, um innezuhalten und zu sich zu kommen. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin muss lernen, zu hören – aber nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf die anderen. Schon Ignatius ermahnte seine Mitbrüder auf dem Weg zum Konzil von Trient (1545–1563), zu hören und die Aussage des anderen zu retten zu suchen. „Sich vorzustellen, es könnte auch das Gegenteil von dem wahr sein und weiterführen, was ich meine – das ist schon eine starke Herausforderung bei Ignatius“, so Boxberg.

Obwohl beim synodalen Weg vor allem kirchliche Strukturen auf den Prüfstand kommen, sind diese für die Seelsorgerin nicht losgelöst von geistlichen Prozessen zu betrachten. Letztlich sollten die Strukturen nicht das Bestimmende sein. Denn: „Wie die Kirche Jesu Christi ist und was ihr Auftrag, können wir nicht abstrakt irgendwo herleiten, sondern wir erkennen es aus dem Hören aufeinander, auf die Zeichen der Zeit, in eigenen Glaubens- und Gebetserfahrungen, aus dem Wort der Schrift und aus den Gottesdiensten.“ Die geistliche Begleitung soll eine Stütze dazu sein, diese notwendige Beziehung zu Gott, zu Jesus Christus, immer wieder in Erinnerung zu rufen. Für die anstehenden Entscheidungsprozesse wünscht sich Boxberg im Sinne von Ignatius im Umgang miteinander „ein großmütiges, weites Herz“, gegenseitigen Respekt im Streit, Mut, einander gelten zu lassen und Abenteuerlust. „Wohin führt der Geist uns? Welche Entscheidungen werden getroffen? In welche Richtung weist der Pfeil im Logo des synodalen Weges? Das können wir jetzt noch nicht wissen“, so Boxberg.

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