Das Thema Religion liegt aus verschiedenen Gründen in der Luft. Deshalb nimmt es nicht wunder, dass auch das „Kursbuch“ auf diesen Trend aufspringt und sich in seiner Weihnachtsausgabe 2018 mit der Religion beschäftigt hat. Dabei ist ein farbiges Mosaik entstanden, dessen einzelne Bestandteile sich durchaus sehen lassen können. Erwähnung verdienen besonders der Beitrag von Johanna Pink über „Interpretations- und Machtträume rund um den Koran“ mit seiner These, über die gesamte Geschichte des Islam sei der Koran nur ein einzelner Baustein eines Komplexes aus Praktiken. Ideen, Normen und Konventionen gewesen, oder auch der spannende Text von Diedrich Diederichsen über Religion und Pop-Musik (Titel: „Magic and Lies“). Er kommt zu dem Schluss, die Pop-Musik habe einiges an produktiver Integration diesseits von Religionsstiftung und kulturindustrieller Verwertung geleistet.
In dem Band sind auch zwei christliche Theologen als Autoren vertreten. Der EKD-Kulturbeauftragte Johann Hinrich Claussen hat einen Aufsatz über „Mosaiksteine einer Religion der Migration“ beigesteuert, der an die biblische Geschichte vom barmherzigen Samariter erinnert: Der Samariter zeige, dass es darum gehen müsse, eine Balance aus Nächstenliebe und Nüchternheit, aus Besonnenheit und Barmherzigkeit zu finden. Das epochale Thema Migration biete dem deutschen Protestantismus da eine große Gelegenheit. Der katholische Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff reflektiert über das Missbrauchsproblem in seiner Kirche und plädiert angesichts der Zusammenhänge zwischen Klerikalismus und Missbrauch für einen „Ortswechsel des priesterlichen Dienstes“.
Armin Nassehi widmet sich in seinem anspruchsvollen Beitrag dem für den Religionsdiskurs zentralen Thema: „Warum Religion keine Privatschrulle ist und weltgesellschaftliche Konflikte religiös werden“. Religion, so eine seiner Schlussfolgerungen, stelle für kollektiv bindende, also politische Kommunikation deshalb ein besonderes Potenzial dar, weil sie in der Lage sei, mit ausreichend Unbestimmtheit zu operieren. Für Abwechslung sorgen in dem durchweg anregenden „Kursbuch“ zum einen eine Erzählung von Sibylle Lewitscharoff über drei Tannen und ein Wegkreuz, zum anderen Teufelsbilder von Ralph Niese. Ulrich Ruh