Jüngste Dombaumeisterin Deutschlands: Hedwig Drabik

Speyer hat eine neue Dombaumeisterin. Mit der Stelle geht für Hedwig Drabik ein Traum in Erfüllung.

Jüngste Dombaumeisterin Deutschlands: Hedwig Drabik
© pixabay

Die größte Kirche ihrer Zeit sollte es werden – das war das ehrgeizige Ziel des salischen Kaisers Konrad II., als er um 1030 den Auftrag zur Errichtung der Kathedrale in Speyer gab. Mit dem Bau wollte Konrad seinen Herrschaftsanspruch als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches untermauern. Doch erst, als sein Enkel Kaiser Heinrich IV. 1106 starb, war die Kathedrale vollendet – und die damals längste Kirche der Welt. Immer wieder wurde sie von Bränden heimgesucht und verwüstet, etwa im Pfälzischen Erbfolgekrieg und während der Französischen Revolution. 1806 sollte der Bau sogar abgerissen und als Steinbruch verwendet werden – die Fürsprache des Mainzer Bischofs Colmar verhinderte dies. Heute, nach der Zerstörung von Cluny, ist der Speyerer Dom die größte romanische Kirche der Welt. Seit 1981 gehört die Kathedrale zum UNESCO-Weltkulturerbe. Etwa eine Million Euro pro Jahr kostet der denkmalgerechte Erhalt durchschnittlich.

Die Hauptverantwortung dafür liegt beim Dombaumeister. Er muss Gespräche mit den verschiedenen Interessengruppen führen, die Sanierungsmaßnahmen koordinieren und die Handwerker anleiten. Seit März hat Hedwig Drabik diesen Posten in Speyer inne. Die 32-Jährige arbeitete nach dem Abschluss ihres Denkmalpflegestudiums ab 2012 für ein Architekturbüro, das auf Altbauten und Natursteinarbeiten spezialisiert ist. Bis auf das ehemalige Sudhaus der Seldeneck’schen Brauerei in Karlsruhe und das Heidelberger Karlstor restaurierte Drabik in dieser Zeit vor allem Kirchen aus unterschiedlichen Epochen, von Barock bis Neogotik: die Konkordienkirche, die Erlöserkirche und die Friedenskirche in Mannheim sowie die Providenzkirche in Heidelberg. Auch Erfahrung mit Weltkulturerbe konnte sie bereits sammeln: bei einer Kartierung am Maulbronner Kloster. An ihrer neuen Stelle gefällt Drabik vor allem die Vielfalt der Aufgaben: So ist sie etwa mit den Vertretern des Domkapitels, den Handwerkern, den Sakristanen und dem Domtechniker ständig im Gespräch. Auch mit der Feuerwehr hatte sie schon diverse Termine, bei denen es um den Brandschutz ging. Insgesamt ist im Dom viel Technik verbaut, für die Kabel erneuert werden müssen. „Ich weiß nicht, wie viele tausend Kilometer Kabel dort verlegt sind“, erzählt sie lachend.

Zwei große Projekte stehen zurzeit auf ihrer Agenda: In der Vorhalle wird die Raumschale saniert, die seit der Erbauung im 19. Jahrhundert nicht gereinigt worden ist. Die Nischenfiguren etwa werden mit Laser beschossen, um die Schmutzschicht zu entfernen und den hellen Stein wieder zum Vorschein zu bringen. Außerdem müssen die Rücklagen dieser Figuren neu vergoldet werden. Die Vorhalle soll noch dieses Jahr fertig werden.

Etwas langwieriger ist die Renovierung der Vierungskuppel: Bei der letzten Restaurierungsmaßnahme in den Sechzigerjahren wurde dort zu harter Putz aufgetragen, der nun Schäden verursacht und erneuert werden muss. Zudem ist der Zustand des den Vierungsturm umgebenden Ringankers noch nicht bekannt und muss untersucht werden. Auch im Dachstuhl gibt es Schäden, die noch aufgenommen werden müssen. Über einen historischen Befund, der bei den Untersuchungen aufgetaucht ist, freut sich Drabik besonders: einen romanischen Fugenbeistrich. Doch wie viel von dieser Pietra Rasa genannten historischen Verputztechnik erhalten ist, wird sich erst noch zeigen. Einen persönlichen Lieblingsort hat Speyers neue Dombaumeisterin auch: Neben der Aussichtsplattform im Südwestturm gefällt ihr besonders die Zwerggalerie, die über einige der ältesten Kapitelle des Domes verfügt. „Das ist wirklich wunderschön, hier hat man ein bisschen das Gefühl von Freiheit“, erzählt Drabik, die neben dem Dom auch für die Kapitelshäuser und den Friedhof des Domkapitels zuständig ist.

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