Kardinal Rainer Maria Woelki hat angekündigt, dass es in Zukunft im Erzbistum Köln nur noch 50 bis 60 Pfarreien geben soll. In einer Vorlage für den Diözesanpastoralrat heißt es, dass die bisher 180 sogenannten Seelsorgebereiche mit zusammen etwa 500 Pfarreien bis zum Jahr 2030 mit diesem Ziel zusammengelegt werden sollen. Innerhalb dieser kirchenrechtlich entsprechend verfassten Pfarreien wird es jeweils mehrere Gemeinden als Orte für die pastoralen Aktivitäten geben. Diese Gemeinden können sowohl lokal als auch über bestimmte Angebote für Zielgruppen definiert sein. Ausdrücklich heißt es: „Demnach sind Gemeinden bestimmte Orte, an denen Menschen sich als eine Gemeinschaft im Geiste Jesu Christi zusammenfinden. Demgegenüber ist die Pfarrei als pastorale Einheit und zugleich Körperschaft des öffentlichen Rechts das strukturelle ‚Dach‘, unter dem mehrere Gemeinden angesiedelt sind.“ Kategorial- und Territorialseelsorge sollen so sich ergänzen, man will in Netzwerken denken. Im Konzept, zu dem der Diözesanrat noch Stellung nehmen muss, heißt es, dass dabei in den „Pfarreien der Zukunft“ „Teams von Verantwortlichen“ und „multiprofessionelle Pastoralteams“ eine wichtige Rolle spielen.
In den Plänen für das mit 1,9 Millionen Katholiken größte Bistum Deutschlands wird betont, dass die Pfarreien jeweils von einem Pfarrer geleitet werden. Das war einer der entscheidenden Knackpunkte der Reformvorhaben im Bistum Trier, gegen die Rom Einspruch erhoben hat und die jetzt auch in der jüngsten Instruktion der Klerus-Kongregation noch einmal eingeschärft worden sind (vgl. HK, Juli 2020, 9–10). Der Kölner Erzbischof zählte zu den wenigen Bischöfen, die das vatikanische Schreiben verteidigt haben. Die Instruktion sieht allerdings auch vor, dass Bistümer nicht nach einem Masterplan Pfarreien zusammenlegen dürfen, und kritisiert auch die sogenannten XXL-Pfarreien. Generalvikar Markus Hofmann wollte zudem auch nicht ausschließen, dass weitere Kirchen im Erzbistum Köln aufgegeben werden müssen. Auch hierzu hatte sich die Instruktion kritisch geäußert.
Woelki hatte den „Pastoralen Zukunftsweg“ bereits 2015 in einem Fastenhirtenbrief angekündigt; in der mehrjährigen Beratungsphase gab es eine Reihe von Regionalforen. Wie Woelki dem „Domradio“ jetzt sagte, rechnet er mit Widerspruch zu den bevorstehenden Reformschritten. „Ganz gleich, wie ich mich auch aufstelle – bei den vielen unterschiedlichen Erwartungen wird es nicht nur Beifall geben“, sagte er. Bereits am Anfang des Reformprozesses „Pastoraler Zukunftsweg“ sei klar gewesen, dass dieser kein leichter Spaziergang werden würde. Stefan Orth