Der Vatikan hat einen Vorstoß des deutschen Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) zu einer konfessionsübergreifenden eucharistischen Gastfreundschaft zurückgewiesen. „Die Lehrunterschiede sind immer noch so gewichtig, dass sie eine wechselseitige Teilnahme am Abendmahl bzw. an der Eucharistie derzeit ausschließen“, heißt es in einem Brief des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, aus dem die „Tagespost“ Ende September zuerst zitierte. Anlass für die römische Klarstellung ist das ÖAK-Papier „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ aus dem Jahr 2019 (vgl. HK, August 2020, 27-30). Darin hatte es geheißen, eine wechselseitige Abendmahlsgemeinschaft sei theologisch begründet. Außerdem handele es sich letztlich um eine Gewissensentscheidung der einzelnen Gläubigen. Bischof Bätzing hatte sich dem Votum des Textes „voll und ganz“ angeschlossen.
Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen bekräftigte die römische Kritik an dem Ökumene-Papier. Der Präsident des Rates, der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, warnte vor deutschen Alleingängen in der Ökumene. „Wenn die deutschen Bischöfe ein solches Schreiben der Glaubenskongregation weniger hoch bewerten würden als ein Dokument einer ökumenischen Arbeitsgruppe, dann würde in der Hierarchie der Kriterien bei den Bischöfen etwas nicht mehr stimmen“, sagte er im Gespräch mit der „Herder Korrespondenz“.
Das ÖAK-Dokument erkläre wichtige Kernfragen für bereits gelöst, „die aber noch nicht gelöst sind, sondern weiter besprochen und vertieft werden müssen“, so Koch. Es sei außerdem „schwer verständlich, wie man Wege der Eucharistiegemeinschaft zwischen Katholiken und Protestanten gehen will, ohne die Orthodoxen und Orientalen mit in das Gespräch einzubeziehen“. Koch, der nach eigenen Angaben an der Prüfung durch die Glaubenskongregation beteiligt war, sagte weiter, Rom habe sich deshalb zu Wort gemeldet, weil deutsche Bischöfe eine mögliche Mahlgemeinschaft bereits für den kommenden Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt ins Spiel gebracht hatten. Ein solcher Schritt sei „in der heutigen ökumenischen Situation nicht möglich“, so Koch. Lucas Wiegelmann