Bei dem Buch handelt es sich um eine Habilitationsschrift, und damit teilt es manche Arten wie auch Unarten dieses akademischen Genus: eine gelegentlich unnötig sperrige Sprache, eine gewisse Theorielastigkeit und wahre Materialschlachten in den Anmerkungen. Aber die leitende Fragestellung der Untersuchung ist hochinteressant, weil durchaus an der Zeit. Loffeld fragt nämlich nach dem Ort gelebten Christentums in einer Situation, in der seine zentrale Botschaft von der Erlösung offensichtlich in der Konkurrenz zu säkularen Angeboten und Praktiken kaum noch Resonanz findet.
Anhand diverser Deutungsmodelle beschäftigt er sich mit der religiösen Lage im gegenwärtigen Westeuropa, geht auf wichtige Konzepte zum umfassenden Verständnis des darin sichtbar werdenden Wandels ein (so auf das Werk von Charles Taylor) und skizziert Wirklichkeitsbereiche, in denen sich offensichtlich so etwas wie „erfolgreiche“ Alternativen zur christlichen Erlösungshoffnung auftun. Dabei berücksichtigt er an erster Stelle den Fußball als die „neue große Erzählung“, aber auch den heutigen Kult um Körper und Fitness, das Konsumerlebnis sowie den „Tourismus als Sinnmarkt“. Der letzte Teil der Arbeit gilt dann der Erlösungsdimension des Christentums als solcher, wobei er über die „praktische Dysfunktionalität bisheriger soteriologischer Relevanzaufweise“ hinauskommen möchte.
Dabei möchte er „in kenotischer Haltung nach relevanten Glaubensprozessen beziehungsweise -Erfahrungen“ fragen, die für das Volk Gottes und seinen Glauben an die Gegenwart Gottes bedeutsam werden könnten. Die ausgewählten fünf „Spots“ sprechen einerseits für sich und bilden gleichzeitig nachdrückliche Belege für diese „kenotische Haltung“: Dargestellt werden das Lebenszeugnis von Rupert Neudeck (Cap Anamur), der Band „Gott braucht dich nicht“ von Esther Maria Magnis, das Gästebuch einer Benediktinerabtei, die ursprünglich aus Brasilien stammende „Fazenda da Esperanca“ sowie öffentliche kirchliche Vergebungsbitten im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal. Fazit aus diesen Beispielen: „Der erlösende, befreiende und darin wirksame Gott ereignet sich auch heute, allerdings pluriform, ungeplant und entgrenzt.“ Ulrich Ruh