Der Heilige Stuhl und die chinesische Regierung haben angekündigt, ihr vorläufiges Abkommen über vergangene und künftige Bischofsernennungen zu verlängern. Die 2018 unterzeichnete Verständigung, die Ende September dieses Jahres ausgelaufen wäre, werde vorläufig („ad experimentum“) weitergeführt, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin der italienischen Zeitung „Il Messaggero“. Zuvor hatte bereits ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums die Verlängerung angekündigt. Mit dem Abkommen, dessen vollständiger Wortlaut geheim ist, erkennt der Vatikan alle chinesischen Bischöfe an, auch solche, die einst ohne päpstliche Zustimmung geweiht worden waren. Im Gegenzug betrachtet China den Vatikan als außenpolitische Größe, und beide Seiten streben eine Verbesserung ihrer Beziehungen an.
Die Fortsetzung war von Beobachtern erwartet worden. Der italienische Jesuitenpater Antonio Spadaro, einer der engsten Vertrauten von Papst Franziskus, hatte bereits im Sommer gegenüber der „Herder Korrespondenz“ gesagt, er gehe von einer Verlängerung aus (HK, August 2020, 20–24). In China bestehen seit Jahrzehnten zwei katholische Gemeinschaften, eine, die sich mit der chinesischen Regierung arrangiert hat, und eine Untergrundkirche, die auf Konfrontationskurs geht. Papst Franziskus will die Spaltung überwinden und setzt dabei auf eine Annäherung an die chinesische Regierung. Menschenrechtler kritisieren den Kurs als zu nachsichtig, weil Christen in China weiterhin verfolgt und diskriminiert werden. Gegenüber dem „Messaggero“ räumte Kardinal Parolin nun Probleme ein. „Aber es wurde eine wichtige Richtung eingeschlagen, die es wert ist, verfolgt zu werden.“ Lucas Wiegelmann