In der evangelischen Kirche ist es eine feste Tradition: Am Gründonnerstag gehört das Abendmahl zum Gottesdienst dazu. In der Corona-Krise allerdings war das nicht möglich – eigentlich. In verschiedenen Landeskirchen gab es im Rahmen des diesjährigen Osterfestes eine bemerkenswerte Entwicklung: In Abendmahlsgottesdiensten und kirchlichen Stellungnahmen wurde zum gezielten Feiern von Online-Abendmahlen aufgerufen. Während ein Pfarrer auf dem Bildschirm die Einsetzungsworte sprach, sollten die Gläubigen vor dem Monitor Brot und Wein bereithalten, und dann damit kommunizieren.
So geschah es auch im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Rheinland (EKIR). „Wenn Christus selbst zum Abendmahl einlädt – wie können wir diese Einladung nur auf eine bestimmte räumliche Reichweite um den Altar herum beschränken?“, fragte der Internetbeauftragte der EKIR, Ralf-Peter Reimann, zuvor im Blog theonet.de. Da es nach dem zugrundeliegenden protestantischem Verständnis eben keine Wandlung gebe, könne es nicht daran liegen, dass Brot und Wein auf dem Altar bei der Einsetzung stehen müssten. „Wenn aber die Gegenwart des Herrn aus reformierter Tradition symbolisch zu verstehen ist, dann greift auch eine räumliche Beschränkung um den Tisch des Herrn nicht.“
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht das momentan freilich offiziell noch anders. Dort wurde Anfang April ein Papier mit „Hinweisen zum Umgang mit dem Abendmahl in der Corona-Krise“ veröffentlicht, das von den Präsidenten des Kirchenamts der EKD, Hans-Ulrich Anke und Thies Gundlach, und den Leitern der Ämter der UEK und der VELKD, Petra Bosse-Huber und Horst Gorski unterschrieben ist. In der Frage des Abendmahls im Internet verzichteten die Autoren aber auf eine klare Positionierung. Benjamin Lassiwe