Im Rahmen der Aufarbeitung seines fragwürdigen Immobiliendeals in London hat der Vatikan einen italienischen Investmentberater vorübergehend in Untersuchungshaft genommen. Wie das Presseamt des Heiligen Stuhls Anfang Juni mitteilte, wirft ihm die vatikanische Staatsanwaltschaft Erpressung, Unterschlagung, schweren Betrug und Selbstgeldwäsche vor. Ihm drohen bis zu zwölf Jahre Haft. Der Beschuldigte sei nach seiner Vernehmung „in den dafür vorgesehenen Räumen der Kaserne der vatikanischen Gendarmerie“ inhaftiert worden, hieß es. Zehn Tage später kam er wieder vorläufig auf freien Fuß, nachdem er eine umfangreiche Aussage gemacht hatte.
Hintergrund sind Unregelmäßigkeiten beim Kauf einer Luxusimmobilie in der Sloane Avenue in London im Jahr 2018. Laut Medienberichten hatte das Staatssekretariat, die oberste Behörde der römischen Kurie, die ehemalige Harrod’s-Filiale für einen dreistelligen Millionenbetrag gekauft, nachdem es sich in den Jahren zuvor bereits über einen Fonds indirekt daran beteiligt hatte. Das Investment ist in mehrfacher Hinsicht fragwürdig: Offenbar umging das Staatssekretariat bei der Aufnahme der nötigen Kredite die verschiedenen Einrichtungen der päpstlichen Finanzaufsicht. Zugleich sind, wie Papst Franziskus mittlerweile eingeräumt hat, auch Spendengelder des Peterspfennigs in das Projekt geflossen. Und schließlich soll das Engagement dilettantisch gemanagt worden sein, mit entsprechenden Verlusten für das Vatikanvermögen. In diesem Zusammenhang sei auch die Rolle des beschuldigten Investmentbankers anzusiedeln, berichten italienische Medien. Er habe sich dem Vatikan als Mittelsmann für den Immobilienkauf angeboten, dafür aber immer höhere Provisionen verlangt und am Ende 15 Millionen Euro erhalten. Lucas Wiegelmann