Jugendliche sehen in der Kirche eine moralische Instanz in der Gesellschaft und blicken positiv auf ihr an ethischen Grundsätzen orientiertes Handeln, aber die Kirche ist als potenzielle Arbeitgeberin meistens nicht im Blickfeld der Jugendlichen. Das ist ein Ergebnis der vierten SINUS-Jugendstudie „Wie ticken Jugendliche?“, die Mitte Juli in Berlin vorgestellt wurde. Untersucht wurden die Lebenswelten von 14- bis 17-Jährigen in Deutschland. Dabei ging es auch um den Berufswahlprozess der jungen Menschen. Der zukünftige Beruf soll in erster Linie Freude bereiten und Entfaltungsmöglichkeiten für die eigenen Fähigkeiten bieten, so das Ergebnis der Umfrage. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben spielt ebenfalls eine große Rolle bei der Entscheidungsfindung.
„Viele junge Menschen wissen nicht, welche Vielfalt an Berufen in kirchlichen Organisationen ausgeübt werden können“, so die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (AfJ) auf ihrer Internetseite. Dabei belegt die Studie einen großen Vertrauensvorschuss gegenüber der Kirche. Deshalb bedeute anfängliche Skepsis gegenüber der Kirche als Arbeitgeberin nicht die kategorische Ablehnung, in einer kirchlichen Einrichtung zu arbeiten, so die Studie weiter.
Für die AfJ spielen diese Ergebnisse besonders in der zukünftigen Ausrichtung der Jugend- und Berufungspastoral eine wichtige Rolle. Dabei gehe es auch darum, „tradierte Vorstellungen“ abzubauen. Die Kirche, so die Studie, wird unter Jugendlichen als „überkorrekt“ oder „zu altertümlich“ wahrgenommen. Dadurch entsteht auch das Bild, sie sei „nicht mehr zeitgemäß“. Individuelle Begleitung junger Menschen bei ihrer Berufswahl durch katholische Organisationen sei deshalb besonders wichtig, so die AfJ.
Im Rahmen der Sinus-Jugendstudie werden alle vier Jahre die Lebenswelten von Jugendlichen untersucht. Auftraggeber sind neben der AfJ unter anderen die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Jacqueline Rath