Der Titel des Buches ist klug gewählt. Die Begriffe „Person“ und „Ordnung“ stehen für das spannungsreiche Zusammenspiel der katholischen Soziallehre mit dem Ordoliberalismus. Zimmer ist zugleich habilitierter Politologe und Bundestagsabgeordneter der CDU, er ist innerparteilich aktiv beim Arbeitnehmerflügel. Seine Argumentation ist von einem katholischen Weltbild durchwirkt und davon, dass er als Fachpolitiker in der Sozialpolitik verankert ist. Zimmers These ist, dass das Bündnis von Soziallehre und Ordoliberalismus „ein Glücksfall“ für Deutschland sei, erst „die Verknüpfung beider Denktraditionen hat die Soziale Marktwirtschaft zu einem durchschlagenden Erfolg gemacht.“
Zimmer arbeitet die Spannung von kirchlicher Lehre und Liberalismus an Grundbegriffen der Wirtschaftsordnung heraus: Subsidiarität schließe „eine Lücke in der ordoliberalen Weltsicht“, weil sie nicht am Einzelnen ansetzt, sondern an einem durch Verantwortungskreise strukturierten sozialen Feld. Ähnlich komme bei der Familie das Menschenbild des Liberalismus an seine Grenzen. Familie ist Grundgestalt der Soziallehre, der Liberalismus dagegen gehe vom Individuum aus. Zimmer diskutiert, wie mit den familienpolitischen Vorstellungen der Soziallehre in einer Gesellschaft umgegangen werden kann, die sich hiervon weit entfernt habe. Die Soziallehre binde Eigentum an das Gemeinwohl zurück, das öffne zu Mitbestimmung und Miteigentum, mildere damit aber den scharfen Eigentumsbegriff der Liberalen. Bei den Prinzipien Konkurrenz und Solidarität stehen Soziallehre und Liberalismus mit ihren Menschenbildern direkt gegeneinander, hier geht es um den Menschen in Bindung, dort um den einzelnen und freien Akteur.
Seine Darstellung erlaubt einen Blick in die Werkstatt von Politik, besonders in die der CDU, in deren parteipolitischer Genetik die Spannung zwischen wirtschaftlichem Liberalismus und christlich inspirierter Sozialpolitik angelegt ist. Ein sehr lesenswertes Buch, in dem ein Politiker die wirtschafts- und sozialpolitischen Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft auf ethische Grundlagen, aber auch auf Zielkonflikte und Rationalitätenfallen hin durchleuchtet. Dieter Haselbach