Die Nachricht schien unglaublich: 2,3 Milliarden australische Dollar sollten seit 2014 aus dem Vatikan nach Australien überwiesen worden sein – so wollte es die australische Finanzermittlungssbehörde Austrac Anfang Januar herausgefunden haben. Medien vermuteten Geldwäsche im großen Stil über vatikanische Nummernkonten.
Nach einer Abklärung mit der Finanzaufsichtsbehörde des Vatikans kam dann einige Tage später die Korrektur: Wegen eines Computerfehlers sei die Summe massiv überschätzt worden. In Wirklichkeit habe es im betreffenden Zeitraum Transferns von 9,5 Millionen Dollar gegeben.
Am 20. Januar berichtete dann die Zeitung „The Australian“, dass Ermittler in Australien und dem Vatikan 7 Millionen Dollar als legitime Zahlungen (Reisen, Gehälter, Pensionen) identifizieren konnten. Damit bleibt eine Lücke von 2 Millionen Dollar. Austrac habe Informationen über eine Reihe von Finanztranfers zwischen dem Vatikan und Australien nun an die Australische Bundespolizei weitergegeben – zur Untersuchung auf Geldwäsche und Betrug, hieß es.
Im Oktober des vergangenen Jahres hatte die gleiche Zeitung berichtet, dass vatikanische Staatsanwälte vier Überweisungen an eine Firma im Melbourne im Gesamtumfang von 2 Millionen Dollar untersuchen würden, die von Kardinal Angelo Becciu als Substitut des Staatsekretariat angewiesen worden seien.
Seit 2019 ermittelt die vatikanische Staatsanwaltschaft gegen Becciu – unter anderem wegen finanzieller Unregelmäßigkieten im Rahmen einer Investion in ein Londoner Immobilienprojekt. Becciu, dem Papst Franziskus im September 2020 seinen Kardinalsrang aberkannt hatte, galt als kurieninterner Widersacher des australischen Kardinals George Pell, der von 2014 bis 2017 Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats war. Italienische Medien hatten die Vermutung geäußert, Becciu habe durch Zahlungen versucht, Einfluss auf den Prozess gegen Pell zu nehmen, der ab 2017 in Australien wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht stand, bis er schließlich im April 2020 vom höchsten Gericht des Landes freigesprochen wurde. Benjamin Leven