Joseph Bonnemain ist neuer Bischof von Chur. Papst Franziskus ernannte den 72-Jährigen nach kirchenpolitischen Turbulenzen zum neuen Oberhirten des Schweizer Bistums. Bonnemain ist Priester der Personalprälatur Opus Dei. Der studierte Mediziner wurde 1978 geweiht und ist seit 1981 für das Bistum tätig. Seit 1990 ist Bonnemain Offizial, 2003 wurde er Mitglied des Domkapitels. Bei dessen Sitzung am 23. November 2020 war keine Bischofswahl zustande gekommen. Die Domherren die römische Dreierliste merhheitlich zurückgewiesen (vgl. HK, Januar 2021, 11–12). Damit lag der Ball im Feld des Papstes, der nun entschied, mit Bonnemain dennoch einen der drei Kandidaten zu ernennen. Schweizer Medien bezeichnen ihn als „Brückenbauer“. Laut Kirchenrecht muss er jedoch schon in zweieinhalb Jahren seinen Rücktritt einreichen. Das Bistum gilt als chronisch zerstritten. Ein Symptom der Zerrütung: Das Protokoll der Sitzung des Domkapitels wurde an kath.ch durchgestochen. Der Streit in Chur hat vor allem mit dem staatskirchenrechtlichen System der Schweiz zu tun, wo in vielen Kantonen demokratisch verfasste öffentlich-rechtliche Körperschaften den kirchenrechtlichen Institutionen gegenüberstehen. Der bisherige Generalvikar Martin Grichting – im Sitzungsprotokoll als treibende Kraft bei der Zurückweisung der Wahlliste erkennbar – ist Gegner dieser Zweiteilung. Bonnemain gehörte früher ebenfalls zu den Kritikern des Systems. Laut einigen Medien „befürwortet“ er es inzwischen, anderen Beobachtern zufolge hat er es nur als unveränderbare Gegebenheit akzeptiert. Benjamin Leven