Die Theologin Kirsten Fehrs bleibt für weitere acht Jahre Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Die Landessynode bestätigte die 59-jährige Anfang Juni mit 141 von 145 abgegebenen Stimmen in ihrem Amt. Sie war die einzige Kandidatin. Die normalerweise zehnjährige Amtszeit einer Bischöfin wurde verkürzt, weil Fehrs 2029 aus Altersgründen in den Ruhestand treten wird. Mit dem nahezu einstimmigen Wahlergebnis sandte die Nordkirche auch ein deutliches Signal in Richtung der EKD, deren Rat und Ratsvorsitz im Herbst für eine Periode von sechs Jahren neu besetzt werden müssen. Fehrs gehört dem Rat der EKD seit sechs Jahren an und gilt als eine der Favoritinnen für den nächsten Ratsvorsitz.
In ihrer Vorstellungsrede vor den Synodalen ging Fehrs besonders auf die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs ein. „Aufarbeitung ist nicht möglich ohne Betroffenenbeteiligung“, betonte Fehrs auch vor dem Hintergrund der Aussetzung der Arbeit des Betroffenenbeirats der EKD. „Das ist so und bleibt so, auch wenn man angesichts von aktuellen Rückschlägen immer wieder neu suchen muss, wie es gut gehen kann.“ Die Kirche wolle „Opfern und betroffenen Menschen mit Feingefühl und Respekt begegnen, weil sie etwas verstanden hat von verletzter Seele und angetasteter Würde“. In der Nordkirche sei das erste Präventionsgesetz einer deutschen Landeskirche verabschiedet worden. Seit 2012 habe man 64 Betroffene „gehört, begleitet und mit finanziellen Mitteln, aber auch immateriell unterstützt“. Für ihre zukünftige Arbeit kündigte Fehrs an, dass die Nordkirche sich im notwendigen Strukturprozess nicht in sich selbst zurückziehe, sondern die Entwicklungen in der Gesellschaft begleite. So brauche es auch eine engere Zusammenarbeit von Kirche und Diakonie. „Wenn es in Zukunft noch um eine flächendeckende Präsenz von evangelischer Kirche gehen soll, dann ist das nicht allein die Kirche im Dorf, sondern auch die Pflegeeinrichtung der Diakonie nebenan.“ Benjamin Lassiwe