Ende Mai hat die Wiener „Dokumentationsstelle Politischer Islam“ im Internet eine Landkarte mit über 600 muslimischen Organisationen und Kultusgemeinden in Österreich neu veröffentlicht. Sie musste allerdings gleich wieder aus dem Netz genommen werden, weil es vielerlei Kritik, auch international, aus ganz unterschiedlichen Richtungen gab. Moniert wurde, dass Orte islamischen Lebens verzeichnet werden, diese aber als Teil des „politischen Islam“ präsentiert werden (vgl. dazu auch HK, Mai 2021, 21–23). Der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger betonte: Das Problem sei vor allem dadurch entstanden, weil man „versuchte, alle muslimischen Organisationen und Vereine unter das Label politischer Islam zu packen, und damit den Eindruck erweckte, dass alle problematisch sind und die bloße Aufnahme in die Landkarte schon einen Verdacht ausspricht“ (vgl. Die Furche, 10. Juni 2021). Die von der österreichischen Regierung getragene Dokumentationsstelle hatte 2020 die Weiterfinanzierung der Islamkarte ermöglicht, nachdem dem Projekt der Universität Wien die finanziellen Mittel ausgingen. Die Islamkarte eigne sich jedoch „weder als Instrument der inneren Sicherheit, noch befördert sie die Integration der Muslime in Österreich“, kritisierte der Sonderbeauftragte des Europarats in Straßburg, Daniel Höltgen. Neben anderen Politikern und Vertretern des Islam in Österreich haben demgegenüber auch die Kirchen vor einem „Generalverdacht“ gegenüber den Muslimen gewarnt. Stefan Orth