Überraschenderweise hat die US-amerikanische Bischofskonferenz ihre Pläne zu einer Eucharistie-Erklärung abgemildert. Mehrere Tage lang fand die Debatte auch Eingang in die Top-Nachrichten der Vereinigten Staaten. Würde die Bischofskonferenz tatsächlich ein Papier verabschieden, das es ermöglicht dem katholischen Präsident Joe Biden die Kommunion zu verweigern? Diese Zuspitzung und auch gewisse römische Widerstände haben nun offenbar die Bischöfe zum Einlenken bewegt.
Es ist eine Diskussion, die nur aus der polarisierten und politisierten Situation der amerikanischen Kirche heraus verständlich ist. Im Mittelpunkt steht dabei, wie auch schon im Wahlkampf zwischen Präsident Donald Trump und Biden, die Frage nach der politischen Haltung zur Abtreibung.
Nun heißt es, es werde keine „nationale Richtlinie zur Verweigerung der Kommunion für Politiker“ geben. Das Schreiben ist auf den 21. Juni datiert, vier Tage nach Abschluss der Frühjahrstagung der Bischöfe. Die Frage, ob Einzelpersonen oder Gruppen die Heilige Kommunion nicht erhalten sollen, habe „nicht auf dem Stimmzettel“ gestanden, heißt es nun darin.
Die Hintergründe der Kehrtwende der US-amerikanischen Bischöfe sind nicht klar. Doch fällt auch auf, dass dem frommen Biden weder an seinem Wohnort Wilmington, noch an seinem Arbeitsplatz in Washington eine unangenehme Situation gedroht hätte. Beide Bischöfe, Kardinal Wilton Gregory (Washington) und sein Amtskollege in Delaware, Bischof Francis Malooly, hatten immer betont, die Politisierung des Eucharistieempfangs abzulehnen. Papst Franziskus hat Gregory als ersten Afroamerikaner 2018 in das Amt berufen. Volker Resing