Die online übertragene Konzelebration einer Gemeindeleiterin in Illnau-Effretikon im Kanton Zürich führt zu Turbulenzen über die katholische Welt der Schweiz hinaus. Nach 37 Jahren Dienst predigte die beliebte Seelsorgerin Monika Schmid in ihrem Abschiedsgottesdienst und sprach mit zwei Priestern, einem Diakon und einer Pastoralassistentin das Hochgebet. Der Wiener Liturgie-Experte Hans-Jürgen Feulner erklärte daraufhin, es sei „ein schwerer Missbrauch, wenn einige Teile des Eucharistischen Hochgebets von einem Diakon oder Laien oder allen Gläubigen zusammen vorgetragen werden“, und forderte das Einschreiten des Ortsbischofs. Joseph Bonnemain teilte daraufhin mit, „die Komplexität des stattgefundenen liturgischen Missbrauchs erfordert die Eröffnung einer kanonischen Voruntersuchung“. Für dieses Vorgehen und die Wortwahl erntete er teils heftige Kritik – auch mit Verweis darauf, dass sich nahezu zeitgleich bei einer Priesterweihe im Bistum Sitten unter den Konzelebranten ein „wegen pädophiler Handlungen angeklagter“ Priester befand.
Eine Online-Petition der Reformbewegungen „Voices of Faith“ und „Maria 2.0“ gegen Doppelmoral und Machtmissbrauch, die danach gestartet wurde, fand gut 1400 Unterstützer. Auch Geistliche der Reformierten Kirche solidarisieren sich. Doch es gibt auch Kritik daran, dass sich über bestehende Regeln hinweggesetzt wurde.
Monika Schmid ist eine der bekanntesten Seelsorgerinnen der Schweiz. Bereits 2008 prangerte sie die Doppelmoral an, dass ein Priester, der öffentlich in einer Partnerschaft lebt, den Dienst quittieren muss, wohingegen Priester, die Missbrauch begehen, versetzt werden. In Effretikon baute Schmid eine lebendige Gemeinde auf. Hilde Naurath