GlaubenspraxisJesus zum Gefährten haben

Gerade unter unseren in vieler Hinsicht nachchristlichen, sicher aber „nachchristentümlichen“ Verhältnissen ist Jesus eine sperrige Gestalt. Den meisten Zeitgenossen fehlt es schon an Grundwissen über den Mann aus Nazareth, die eigentliche Pointe des christlichen Glaubens von der einzigartigen Verbindung von Gott und Mensch in Jesus Christus verlangt auch den religiös Sensiblen unter ihnen gedanklich einiges ab. Insofern hat sich der Jesuit Andreas Batlogg, lange Jahre Redakteur und Chefredakteur der „Stimmen der Zeit“, mit diesem Buch etwas durchaus Verdienstvolles vorgenommen: Es möchte darüber Auskunft geben, wie er selber Jesus begegnet ist, um mitzuhelfen, „Jesus heute zu entdecken, um ihm dann zu begegnen“.

Dementsprechend nimmt Batlogg häufig auf Stationen der eigenen Biografie Bezug, nicht zuletzt auf seinen Weg als Jesuit. Entscheidende Kronzeugen sind für ihn durchgängig die Jesuiten Karl Rahner und Papst Franziskus, über die er intensiv wissenschaftlich gearbeitet beziehungsweise publiziert hat; auch Alfred Delp und Pierre Teilhard de Chardin kommen zu Wort, aber ebenso ein Nichtjesuit wie der eigenwillige Exeget Fridolin Stier. Das Buch schlägt thematisch einen weiten Bogen und berücksichtigt viele Facetten des Zugangs zu Jesus in der Geschichte der Frömmigkeit wie in der gegenwärtigen religiösen und kirchlichen Situation. Vom Juden Jesus ist genauso die Rede wie von den Jesusbüchern von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI., vom „Jesus für Atheisten“ ebenso wie von der Leben-Jesu-Forschung oder von diversen Bildern von Jesus. Das alles wird nicht im Theologenjargon referiert, sondern in einer verständlichen, im guten Sinn zugänglichen und unaufdringlich persönlich gehaltenen Diktion präsentiert.

Batlogg verschweigt nicht seine eigenen Schwierigkeiten im Umgang mit der Gestalt Jesu als Christ, Theologe und Ordensmann, sondern thematisiert sich selber als Suchenden: „Jesus zum Gefährten haben: Das erschreckt mich immer wieder, auch nach 36 Ordensjahren. Welcher Anspruch!“ Dass bei allem Bekenntnis zu Jesus als Gefährten bei Batlogg dieser nicht seine Sperrigkeit verliert, ist ein großer Vorzug seiner einladenden Annäherungen an den Mann aus Nazareth. Ulrich Ruh

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Andreas R. Batlogg

Jesus begegnenSuchen - finden - bekennen

Kösel Verlag, München 2021. 319 S. 22,00 € (D)