Seit sechs Jahrzehnten ist in päpstlichen Texten von der Frauenfrage als einem „Zeichen der Zeit“ die Rede; seit längerem schon geht es dabei auch darum, ob Frauen nicht auch Zugang zu allen kirchlichen Ämtern haben sollen. Wie viele Frauen es gibt, die sich ganz konkret dazu berufen fühlen und darunter leiden, diesem Ruf nicht folgen zu können, hat einer breiteren kirchlichen Öffentlichkeit erst der vor einem Jahr erschienene Band „Weil Gott es so will“ der Benediktinerin Philippa Rath vor Augen geführt. Und weil es in einer bisher letztlich von Männern geleiteten Kirche auch auf sie ankommt, wenn es um wirkliche Gleichberechtigung und nicht nur um eine postulierte gleiche Würde geht, ist der jetzt von ihr zusammen mit dem Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose vorgelegte Band nur folgerichtig. Analog zu den kurzen Lebens-, Glaubens- und Berufungsgeschichten von Frauen sind hier jetzt mehr als 100 Bekenntnisse von Männern versammelt, warum sie sich Frauen als Diakoninnen und vor allem als Priesterinnen nicht nur vorstellen können, sondern ihr Fehlen als echten Mangel begreifen. Schon in den Frauenorden hätte man das lernen können, wie der Band belegt, dann an den Pastoralreferentinnen und vielen Ehrenamtlichen, oft genug waren es auch Erlebnisse in anderen Kirchen, die dazu geführt haben.
Überraschungen gibt es auch hier: Angesichts der herrschenden Verhältnisse sind natürlich die Beiträge von gar nicht einmal so wenig Bischöfen, von Bätzing über Bode, Feige, Marx und anderen bis Wilmer, von besonderem Interesse, auch wenn manche hier natürlich sehr vorsichtig argumentieren. Aber auch die anderen Beiträge, darunter viel Prominenz, lassen deutlich werden, warum die katholische Kirche ohne Frauen in den nach dem eigenen Selbstverständnis entscheidenden Ämtern nur eine halbierte ist. Es geht dabei immer wieder um besondere Charismen, einen anderen Stil und immer auch um mehr Vielfalt. In manchen Beiträgen findet sich reichlich Selbstkritik („Im Nachhinein sehe ich …“, „Vor einiger Zeit hätte ich das so noch nicht denken können …“). Für nicht wenige Männer, die sich äußern, ist das heute auch ein Engagement um ihrer selbst willen. Stefan Orth