In der gegenwärtigen Medienlandschaft spielen überregionale Tages- und Wochenzeitungen nicht mehr die gleiche dominierende Rolle wie vor Jahrzehnten. Das Medienangebot ist vielfältiger geworden. Dennoch verdient eine Untersuchung Interesse, die sich mit dem Verhältnis von Journalismus und Theologie speziell anhand der theologiebezogenen Berichterstattung in der deutschsprachigen Qualitätspresse befasst. Schließlich markiert sie nach wie vor so etwas wie einen locus theologicus von einigem Gewicht, gerade in der heutigen kirchlich-religiösen Situation mit ihrem Ineinander von Säkularisierung, religiösen Aufbrüchen und Kirchenkrise.
Die umfangreiche Studie des Pastoraltheologen Veit Neumann fußt auf zehn ausführlichen Interviews mit Journalistinnen und Journalisten, die mit theologischer Berichterstattung beschäftigt sind. Thematisiert werden darin deren Selbstverständnis mit Blick auf ihre Berichterstattung, ihre Rolle in der jeweiligen Redaktion wie ihr Verhältnis zur Kirche. Das Ganze ist allerdings mit einem erheblichen theoretisch-methodischen Aufwand verbunden, der nicht nur die Lektüre über weite Strecken mühsam macht, sondern auch die Frage aufkommen lässt, ob er wirklich in diesem Umfang nötig war.
Das Buch bietet dennoch zahlreiche interessante Einzelbeobachtungen zum Medienbetrieb wie auch zu Chancen und Herausforderungen des heutigen Religions- und Kirchenjournalismus (aufschlussreiche Originalzitate aus den Interviews finden sich im Anhang) und unternimmt ein durchaus sympathisches und auch gut begründetes Plädoyer für die journalistische Arbeit als Ort einer „Anderen Theologie“: Theologie in der Weise des Journalismus im Qualitätsmedium anzubieten, stütze sich auf die Annahme und auch auf die Erfahrung, „dass ihr Potenzial ein Aktivposten für die Zeitung im riskanten Medienwandel ist“. Die kontinuierliche Nachfrage seitens der Glieder des Gottesvolkes unter den Lesern und Leserinnen sieht Neumann in seinem pastoraltheologischen Resümee als Nachfrage nach einem Ort, „in der Würde des Volkes Gottes Glaubenserkenntnis zu betreiben und zu erkennen“ und das zu unterstützen, was die authentische christliche Lehre und Praxis sei. Sein Wort in Gottes Ohr! Ulrich Ruh