Neue Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung ist seit Anfang April die Journalistin Kerstin Claus. Sie ist damit Nachfolgerin von Johannes-Wilhelm Rörig, der der Aufgabe in den mehr als zehn Jahren seiner Amtszeit bis Ende Februar dieses Jahres Profil verliehen hat. Sie könne sich „keine bessere, keine wichtigere und keine lohnendere Arbeit vorstellen“, sagte die neue Beauftragte zu ihrem Amtsantritt.
Claus, der in der Konfirmandenarbeit sexualisierte Gewalt zugefügt wurde, ist die erste Betroffene im Amt als Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Sie hat sich bereits seit 2010, als sie ihren Missbrauch durch einen evangelischen Pfarrer öffentlich gemacht hatte, entsprechend engagiert. Vor der EKD-Synode hat sie 2018 als erste Betroffene von ihren Erfahrungen berichtet und war danach Mitglied des Betroffenenbeirats der evangelischen Kirche sowie im Beirat des Unabhängigen Beauftragten. Seit 2019 sitzt sie zudem im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Claus hat angekündigt, insbesondere mit den Ländern und Kommunen in eine intensivere Zusammenarbeit eintreten zu wollen. „Kinder können nur vor Ort geschützt werden. Flächendeckende Schutzkonzepte in Schulen und Vereinen sind deshalb ebenso wichtige Bausteine gegen Missbrauch wie verbindliche Standards in der Qualifizierung von Fachkräften und die Sensibilisierung der Gesellschaft“, so Claus.
Die verheiratete Mutter von zwei Kindern hat für das ZDF und andere Rundfunksender gearbeitet und engagiert sich außerdem bei den „Grünen“ in Rheinland-Pfalz, wo sie zuletzt für ein Landtagsmandat kandidiert hatte. Stefan Orth