VatikanPapst Franziskus ernennt neue Kardinäle

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Ende Mai hat Papst Franziskus angekündigt, 21 neue Kardinäle ernennen zu wollen. Der Schritt war bereits seit Längerem erwartet worden. Die Erhebung in den Kardinalsstand erfolgt im Rahmen eines Konsistoriums – einer Kardinalsversammlung also –, das für den 27. August 2022 geplant ist. Der Termin ist ungewöhnlich. Er liegt mitten in den römischen Sommerferien. Noch ungewöhnlicher ist die Tatsache, dass der Vatikan angekündigt hat, der Papst wolle am Vormittag des 28. August 2022 mit dem Hubschrauber nach L’Aquila fliegen und dort die Wallfahrt der „Perdonanza Celestiniana“ eröffnen. Beobachtern fiel auf, dass in der dortigen Kathedrale Papst Coelestin V. (1209/10–1296) begraben ist, auf den auch die Wallfahrt zurückgeht und der als einziger Papst vor Benedikt XVI. freiwillig auf sein Amt verzichtet hatte. Benedikt XVI. hatte an seinem Grab bereits 2009 sein Pallium, eine seiner Amtsinsignien, abgelegt, was später als symbolischer Akt und Andeutung eines möglichen Amtsverzichts gedeutet wurde. So wurde schnell spekuliert, ob Franziskus Ähnliches plant und die Kardinäle Ende August gleich zum Konklave in Rom bleiben können.

Unklar bleibt auch die Besetzung wichtiger Kurienämter. Anders als erwartet hat Franziskus mit dem Inkrafttreten der Kurienform am 5. Juni die verschiedenen Führungspositionen nicht neu besetzt. Kardinal Luis Tagle leitete bis dato die Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Diese wurde nun mit dem Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung zum Dikasterium für die Evangelisierung zusammengelegt, dessen Leitung sich der Papst selbst vorbehalten hat. Die beiden bisher eigenständigen Behörden sollen zukünftig von sogenannten Pro-Präfekten geleitet werden. Im Bulletin des vatikanischen Pressesaals wird Tagle derzeit ohne Amtsbezeichnung genannt.

Zu den neuernannten Kardinälen gehören Arthur Roche und Lazzarus You Heung-sik. Sie wurden erst kürzlich zu Leitern der Liturgie- und Klerusbehörde ernannt, sodass davon auszugehen ist, dass sie diese Ämter auch weiter bekleiden werden.

Ansonsten bleibt sich Franziskus mit seinen Ernennungen treu. In Italien gehen die altehrwürdigen Erzbistümer Turin und Mailand sowie das Patriarchat Venedig abermals leer aus. Stattdessen wird Oscar Cantoni, Bischof des Mailänder Suffraganbistums Como, zum Kardinal erhoben.

Mit Giorgio Marengo, dem Leiter der Apostolischen Präfektur von Ulaanbaatar in der Mongolei, die nur rund 1200 Katholiken umfasst, wird zudem ein erst 48 Jahre alter Italiener Kardinal, der damit der mit Abstand jüngste Purpurträger der Weltkirche ist. Ein Flug von dort nach Rom dauert rund 15 Stunden und kostet mehrere Tausend Euro. Benjamin Leven

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