Der Kirchenhistoriker Jerry Pillay wird neuer Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). In geheimer Abstimmung setzte sich der 1965 in Südafrika geborene Pillay gegen die indischstämmige, syro-malankarische Christin Elizabeth Joy durch, die als erste Frau nominiert war. Pillay ist Mitglied der Presbyterianischen Unionskirche im südlichen Afrika. Er war von 2010 bis 2017 der erste Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) und leitete deren Generalversammlung 2017 in Leipzig. Derzeit ist er Dekan der Fakultät für Theologie und Religion der Universität Pretoria. Pillay tritt das Amt zum Januar 2023 an. Bis dahin hat es geschäftsführend der rumänisch-orthodoxe Priester und Theologieprofessor Ioan Sauca inne, der die Vollversammlung des ÖRK vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe maßgeblich mitorganisiert (vgl. HK, Juli 2022, 27–29 und 30–33).
Laut eigenen Worten wurde Pillay geprägt von Tanz und Gesang der benachteiligten Bevölkerung in den Townships zur Zeit der Apartheid, in denen er Lebensfreude als Form von Spiritualität und Resilienz ausgedrückt sah, und fühlte die Berufung zum Pfarrer bereits mit zehn Jahren. Er studierte Theologie an der Universität Durban-Westville, wurde in der damaligen Presbyterianischen Kirche des südlichen Afrika ordiniert und promovierte in Missionswissenschaft, Kirchengeschichte und Neues Testament an der Universität Kapstadt.
Nach eigenen Angaben zählt der ÖRK 352 Mitgliedskirchen mit mehr als 580 Millionen Gläubigen. Dazu gehören orthodoxe, anglikanische, baptistische, lutherische, methodistische und reformierte sowie viele vereinigte und unabhängige Kirchen in mehr als 120 Ländern. Die römisch-katholische Kirche ist kein offizielles Mitglied, doch besteht eine enge Zusammenarbeit. Hilde Naurath