OrthodoxieStreit in der Ukraine

Andreas-Kirche in Kiew
© Pixabay

Die Regierung in Moskau hat das Vorgehen Kiews gegen die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) zum Anlass genommen, um den UN-Sicherheitsrat aufzurufen, sich in einer Sitzung mit der „Kirchenverfolgung“ in der Ukraine zu beschäftigen. Die UOK protestierte gegen diesen Schritt. Sie habe keinesfalls Russland damit beauftragt, in ihrem Namen zu sprechen. Sie rief die ukrainische Regierung gleichzeitig dazu auf, Moskau keinen Vorwand zu geben, sich als Schutzherr der Orthodoxie in dem Land zu gerieren, und betonte entschieden ihre Loyalität zur Ukraine, selbst wenn diese von der Regierung angezweifelt werde.

Der Großteil der Ukrainer ist orthodox. Eine Spaltung verläuft zwischen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK), die nach 1990 aus dem Moskau unterstehenden Exarchat der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK) hervorgegangen ist und nach Kriegsbeginn ihre Unabhängigkeit verkündet hat, und der aus der Union mehrerer unkanonischer Kirchen entstandenen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Letztere wurde 2018 vom Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel anerkannt, was de facto zu einem Schisma mit Moskau führte. Auch der ukrainische Staat unterstützt die OKU und hat nun begonnen, gegen die UOK vorzugehen. Über 250 Razzien wurden in den vergangenen Monaten gegen Gebäude und Personen der UOK durchgeführt; ein neues Gesetz soll sie zwingen, sich trotz ihrer selbstverkündeten Unabhängigkeit von Moskau als „Russisch-Orthodox“ zu bezeichnen. Pachtverträge mit Kirchengebäuden in Staatsbesitz wie der Maria-Entschlafens-Kathedrale in Kiew werden nicht verlängert. Langfristig strebt die OKU an, den Namen „Ukrainische Orthodoxe Kirche“ exklusiv zu führen.

Wenzel Widenka

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