Evangelische Kirche verschärft Anlagekriterien für Pensions-FondsKein Geld mehr für Atomkraft

Ein Atomkraftwerk
© Pixabay

Es geht um ein Anlagevolumen von mehr als 40 Milliarden Euro. So viel Geld ist in den Pensions- und Zusatzversorgungskassen der Evangelischen Landeskirchen und ihrer Diakonie enthalten. Jahr für Jahr wird es zurückgelegt: Denn daraus werden am Ende die Pensionen der Pfarrerinnen und Pfarrer und der kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezahlt.

Angelegt wird dieses Geld nach ethischen Kriterien, die vom „Arbeitskreis kirchlicher Investoren“ festgelegt werden. Am 21. Februar stellte das Gremium eine neue Auflage seines Anlageleitfadens vor. Nicht nur unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wurden wesentliche Anlagekriterien des Leitfadens verschärft: So sollen kirchliche Gelder künftig nicht mehr in Unternehmen fließen, die mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes mit Waffen erzielen. Bisher galt hier eine Schwelle von zehn Prozent. „Als Kirchen wollen wir nicht an den Gewinnen von Rüstungskonzernen profitieren“, erklärte der Vorsitzende des Arbeitskreises, Heinz Thomas Striegler, Leiter der Kirchenverwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau: „Das ist mit dem christlichen Friedensauftrag nicht vereinbar.“ Auch in Energiekonzerne, die Atomkraftwerke haben, Kohle fördern oder Fracking betreiben, wollen die Kirchen nicht mehr investieren. Bereits früher war festgelegt: Unternehmen, die Spirituosen mit einem Alkoholgehalt von mehr als 20 Volumenprozent herstellen, die mit Tabakwaren handeln oder gentechnisch verändertes Saatgut herstellen, sind tabu für kirchliche Investoren.

Striegler zufolge führt die ethisch nachhaltige Geldanlage nicht dazu, dass die Kirche Geld verliert: „Es gibt mittlerweile mehr als 200 Studien, die besagen, dass Nachhaltigkeit keinen Renditeverzicht bedeutet“, sagte er. Allerdings hätten von den jüngsten Entwicklungen in der Ukraine vor allem Aktien und Fonds profitiert, in denen die Kirchen sich in aller Regel nicht engagieren dürften. „Im letzten Jahr war die nachhaltige Geldanlage nicht im Vorteil“, so Striegler.

Verwendet wird der Leitfaden des Arbeitskreises, an dessen Spitze künftig der Leiter der Finanzabteilung der Braunschweiger Landeskirche, Jörg Mayer, stehen wird, indes nicht nur von kirchlichen Institutionen: Auch Privatpersonen, die ihr Geld nach ethischen Kriterien anlegen wollen, können ihn kostenfrei auf der Homepage der EKD herunterladen.

Benjamin Lassiwe

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