Ethik des DigitalenDie Grenzen der Unsterblichkeit

Der Wunsch nach Unsterblichkeit ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. Davon zeugt nicht nur der Gilgamesch-Epos aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus, in dem der titelgebende Held alles versucht, um die eigene Unsterblichkeit zu erlangen. Im Zuge der Digitalisierung und der damit einhergehenden neuen technischen Möglichkeiten scheint der Traum von der zumindest digitalen Unsterblichkeit mittlerweile in greifbarere Nähe gerückt zu sein. Intensiv wird daran gearbeitet, die menschliche Seele etwa mittels Mind Uploading zu konservieren.

Mit den anthropologischen Voraussetzungen einer digitalen Seele setzen sich die Beiträge des Sammelbandes von Ludger Jansen und Rebekka A. Klein auseinander. Denn das Thema erschöpfe sich nicht in einer empirischen und technischen Frage nach der Machbarkeit eines solchen Vorhabens. Deshalb fragen Theologinnen und Philosophen in ihren Essays nach metaphysischen, ethischen und soziologischen Möglichkeiten und Grenzen. Den Beiträgen ist gemein, dass sie hinsichtlich der Verwirklichung eines Mind Uploadings aus anthropologischer Sicht beachtliche Bedenken aufzeigen. „Es ist ziemlich unklar, wie die Vorstellung von einer Digitalisierung der Seele die Einsichten in die Identität, Personalität, Individualität und Relationalität des menschlichen Lebens adressieren kann“, heißt es im einführenden Beitrag der beiden Herausgeber. Vielmehr scheine die Überwindung der sterblichen Existenz des Menschen den längst als überwunden geglaubten Dualismus von Körper und Geist fortzuschreiben.

So sieht Marcus Knaup bereits allein „das Nachdenken und Forschen zum Mind Uploading“ als „leib- und lebensfeindlich“ an. Gefragt wird aber auch, wie sich das Konzept der digitalen Seele zu anderen religiösen Lebensdeutungen verhält. Solche Fragen stellen sich, wenn man mit Markus Mühling die neueren Bewegungen des trans- und posthumanistischen Denkens als „quasi-religiöse Bewegungen“ versteht.

Mit seiner interdisziplinären Ausrichtung leistet der schmale und zugleich inhaltlich dichte Band einen Beitrag zu einer ethischen Debatte, die mit immer neuen technischen Möglichkeiten sicherlich immer intensiver geführt werden dürfte.

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Ludger Jansen, Rebekka A. Klein (Hg.)

Seele digitalMind Uploading, virtuelles Bewusstsein und Auferstehungshoffnung

Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2022. 192 S. 22,00 € (D)