Alt-Katholische Kirche in DeutschlandGlaubensgemeinschaft verzeichnet Mitgliederwachstum

Ein kleines Kreuz liegt auf einer aufgeschlagenen Bibel
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Gleich zwei Rekorde meldet das „Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland“ mit Blick auf seine Mitgliederstatistik: Mit einem Wachstum von 540 Gläubigen, darunter 440 Übertritten aus anderen Konfessionen, erreichte das zur Utrechter Union gehörende Bistum sein größtes Wachstum seit 1990. Mit 238 Austritten war allerdings auch die Zahl derer, die die alt-katholische Kirche verließen, so hoch wie nie zuvor. Insgesamt zählten die Alt-Katholiken Ende 2022 15.396 Gläubige.

„Wir freuen uns darüber, dass unsere Kirche im Vergleich zu den beiden Vorjahren erneut ein Mitgliederwachstum verzeichnen konnte“, kommentierte der alt-katholische Bischof Matthias Ring die Statistik. „Allerdings müssen wir gleichzeitig zur Kenntnis nehmen, dass wir nicht nur erhöhte Beitrittszahlen haben, sondern auch gestiegene Austrittszahlen.“ Zudem sei das Wachstum des alt-katholischen Bistums im Vergleich zu den hohen Austrittszahlen von mehreren hunderttausend Menschen, welche die beiden Großkirchen feststellen mussten, verschwindend gering. Auch die alt-katholische Kirche müsse sich mit einer immer geringeren Kirchenbindung der Menschen in Deutschland auseinandersetzen und vor allem fragen, wie sie stärker missionarisch wirken könne.

Nach Angaben des Pressesprechers der Alt-Katholiken, des Hamburger Pfarrers Walter Jungbauer,seien vor allem die Gemeinden in den Städten Stuttgart, Berlin und Hamburg stark gewachsen. Hier spielten neben Übertritten auch Zuzüge aus anderen Teilen Deutschlands eine Rolle. Die meisten Übertritte aus anderen Konfessionen gab es hingegen in den Gemeinden in München, Köln und Bonn. „Es sind viele römisch-katholische Christen, die zu uns konvertieren – das dürfte der größte Teil sein“, schätzt Jungbauer die Herkunft der Übergetretenen ein.

Zu den prominentesten neuen Alt-Katholiken gehörte im vergangenen Jahr der ehemalige Speyrer Generalvikar Andreas Sturm. Er ist heute alt-katholischer Pfarrer im baden-württembergischen Singen. In diesem Jahr tat es ihm der Saarbrücker Dekan Clemens Grünebach gleich und konvertierte ebenfalls.

„Als Kirche werden wir davon wegkommen müssen, dass wir nur von Konversionen leben“, erläutert Jungbauer. „Denn irgendwann wird das auch abbrechen.“ Schon heute erlebe man, dass die allermeisten Menschen, die aus den großen Konfessionen austreten, eher in die Kirchenlosigkeit gingen. Zudem erlebten die Alt-Katholiken immer wieder, dass Menschen mit Verletzungsgeschichten etwa aus der römisch-katholischen Kirche versuchten, diese Verletzungsgeschichten bei den Alt-Katholiken aufzuarbeiten. „Das tut aber unserem Selbstbewusstsein als alt-katholischer Kirche nicht besonders gut.“ Benjamin Lassiwe

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