Diplomatie des Heiligen StuhlsDas Denken eines Nuntius

Erzbischof Nikola Eterović, seit 2013 Apostolischer Nuntius in Deutschland, hat für das in sechs Kapitel gegliederte Buch „verschiedene Texte gesammelt und überarbeitet“, deren Datenlage überwiegend bis spätestens ins Jahr 2020 reicht. Ausdrücklich als Einführung in die Diplomatie des Heiligen Stuhls gedacht, teilt der 72-Jährige dabei wenig Persönliches aus seinem Erfahrungsschatz mit. Er erinnert vielmehr an Ereignisse, Verträge oder Enzykliken, um ein allgemeines Fazit anzuschließen. Exemplarisch sei eine Liste von 1969 bis 2022 der jährlichen Botschaften zum Weltfriedenstag erwähnt, die er so kommentiert: „Aus den ausgeführten Themen geht hervor, dass der Frieden nach Ansicht des Heiligen Stuhls eine komplexe Realität ist, die von allen aufgebaut werden muss.“

Verständlicherweise stellt der Diplomat Päpste und Kurienmitarbeiter nicht infrage. Stattdessen sieht er in Entwicklungen und Differenzen im Laufe der Jahrhunderte, vor allem der letzten Jahrzehnte, unterschiedliche Ausprägungen derselben heiligen, in sich stimmigen Kirche. So ist ein wiederkehrendes Motiv die Betonung der Religionsfreiheit als Grundlage der Menschenrechte, wie es das Zweite Vatikanische Konzil darlegte – ohne allerdings darauf zu verweisen, dass die Kirche damit eine grundlegende Neupositionierung vollzog.

Die Frömmigkeit Eterovićs wird indirekt deutlich. Ein Kapitel widmet sich etwa dem historischen Einfluss von Johannes Paul II. beim Fall des Kommunismus. Angesichts der politischen Wechselwirkungen steht im Mittelpunkt, dass der Papst darin ein Werk Gottes sah, das mit den Erscheinungen Mariens in Fatima in Verbindung stand. Bemerkenswert sind im Kapitel Kirche und Staat sechs Aspekte mit Blick auf die Beziehung zwischen diesen beiden, darunter die hilfreiche Unterscheidung zwischen Säkularität und Säkularismus, aber auch die generelle Zurückweisung, „stark ideologisch gefärbte Erziehungs- oder Bildungsmodelle“ aufzwingen zu wollen. Wiederholt wendet er sich dabei gegen eine angeblich „aufgenötigte Genderideologie“ – entgegen den Rechten der Eltern.

Als Einführung in das Denken eines Verfechters des traditionellen Systems katholische Kirche bietet das nicht leicht zu lesende Werk durchaus aufschlussreiche Details.

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Nikola Eterović

Die leise MachtDie Diplomatie des Heiligen Stuhls

Verlag Herder, Freiburg 2023. 384 S., 50,00 € (D)