Rechtsextremismus kommt heutzutage intellektuell, bewusst bürgerlich und konservativ daher. Das ist der Ausgangspunkt dieses erhellenden Buches. Zu dem neuen Erscheinungsbild der Rechten gehöre, „sich ein christliches Image zu geben“ (11). Die Wahlerfolge der AfD zeigten: Aufklärung tut not.
Vor diesem Hintergrund klärt die Theologin Sonja Angelika Strube Begriffe und Phänomene, Taktiken und Strategien der Neuen Rechten. Sie wird erfreulich konkret, wenn sie erklärt: Für die Neurechten gilt es, sich der jeweiligen Umgebung anzupassen, die Diskurshoheit zu erringen, auch mit Mitteln der Lüge, oder durch kalkulierte Tabubrüche zunehmend menschenfeindliche Aussagen als normal erscheinen zu lassen. Bestimmte Gruppierungen, konzertierte Aktionen und „besetzte“ Themen sowie auch neurechte Medien in klarer Verbindung zu traditionalistisch-kirchlichen Kreisen werden als Strategieelemente transparent gemacht.
Thematisch knüpfe die Neue Rechte, um sich anschlussfähig an das Christentum zu zeigen, an der Abgrenzung dem Islam gegenüber, dem Pro-Life-Aktivismus, dem Anti-Gender-Aktivismus sowie schließlich dem Antiliberalismus an. Lehramtlicher Antimodernismus, die Theologie speziell der Pianischen Epoche, das Naturrecht und die entsprechend fehlinterpretierte christliche Soziallehre sowie schließlich der Versuch einer Rückabwicklung des Zweiten Vatikanischen Konzils stellten Andockpunkte dar.
Strubeverdeutlicht abwägend und zugleich theologisch klar positioniert, kurz ausgezeichnet, was diese Entwicklung für Christen und Kirche bedeutet: Den Umgang der Neurechten mit christlichen Themen hätten diese nicht in der Hand, sie müssten aber schauen, mit wem sie kollaborieren. Differenzierungen und klare Positionierungen vorzunehmen und Brandmauern zu errichten, gehöre zur Aufgabe der Kirche. Die eigene Tradition bis in die Gegenwart hinein sei kritisch zu sichten, es seien damit „theologisch fundierte Umgangsweisen (…) zu finden“ (168).
Das Buch stellt ein absolutes Muss für alle dar, die aus christlich-theologischer Perspektive in die Auseinandersetzung mit Neurechten eintreten.