Nach der Veruntreuung von 61 Millionen Euro durch eine Mitarbeiterin steht Caritas Luxemburg vor drastischen Einschnitten. Die Hilfsorganisation stoppt ihre internationalen Hilfsprojekte, entlässt rund 30 der insgesamt 500 Beschäftigten im Großherzogtum und streicht weitere 70 Stellen in Südsudan und in Laos. Mehr als 60 Projekte würden eingestellt, teilte das Erzbistum Luxemburg Mitte September mit. Es betonte, dass durch eine neue Struktur die karitativen Aktivitäten in Luxemburg fortgesetzt werden können.
Das Staatsministerium ließ laut „Luxemburger Wort“ daraufhin wissen, der genaue Schaden, der im Bereich internationale Aktivitäten entstanden sei, sei bisher nicht zu beziffern. Der Staat halte sich alle Wege offen, Gelder zurückzufordern, sollten die vereinbarten Gegenleistungen nicht erbracht werden. „Caritas Fondation“ und „Caritas Accueil et Solidarité“ erhielten im September Übergangszahlungen zur Aufrechterhaltung der Aktivitäten. Ende 2024 soll eine Konvention zwischen dem Staat und einem neuen Verein „HUT – Hëllef um Terrain“ unterzeichnet werden, der die Caritas als Dienstleister für den Staat ablöst und deren staatliche Aufgaben übernimmt. Zur Übernahme von Caritas-Einheiten könne sich die Regierung nicht äußern. Diese müssten aber weiterarbeiten, etwa um die Gerichtsverfahren zu begleiten und die geplünderten Konten und Schulden zu verwalten und abzuschließen.
Der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich erklärte der Nachrichtenagentur Kathpress, dass Luxemburgs kleiner Kirche das Geld fehle, um die Caritas zu retten. In HUT sei „nichts Christliches mehr drin“. Mitte August hatte das Erzbistum erklärt, die Caritas sei zwar rechtlich und juristisch unabhängig vom Erzbistum, doch man versuche, die negativen Folgen abzufangen. Die Caritas selbst hatte einen Krisenstab eingerichtet. Hollerich erklärte, auf den Besuch von Papst Franziskus am 29. September in Luxemburg werfe der Skandal keinen Schatten. Man vergesse gerne, „dass die Caritas ja an sich Opfer ist und nicht Täter“. Die Papstreise wurde vor Bekanntwerden des Betrugsfalls geplant.
Im Juli ging der spektakuläre Betrug durch die Medien, bei dem es um nicht genehmigte Buchungen zwischen Februar und Juni auf spanische Konten ging. Es fanden Ermittlungen wegen Urkundenfälschung, Betrugs, Untreue und Geldwäsche statt. Die Caritas geriet in eine tiefe Vertrauenskrise. Ministerpräsident Luc Frieden erklärte damals, der Staat zahle vorläufig „keinen Euro“ mehr an die Hilfsorganisation. Die Regierung habe „kein Vertrauen in die aktuellen Strukturen“.