Evangelische Kirche in DeutschlandMehr Wahlen als geplant

Straßenkreuzung
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In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stehen personelle Veränderungen an: Auf der im November in Würzburg tagenden Synode muss nicht nur eine neue Ratsvorsitzende und ein neues Ratsmitglied als Nachfolger der im vergangenen Jahr zurückgetretenen westfälischen Präses Annette Kurschus gewählt werden. Wie jüngst bekannt wurde, will auch der Bochumer Arbeitsrechtler Jacob Joussen sein Mandat im Leitungsgremium der EKD niederlegen. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung tritt aus Altersgründen in den Ruhestand und scheidet daher ebenfalls aus dem Rat der EKD aus.

„Eine Reihe persönlicher Gründe“ hätten zu dem Entschluss geführt, das Leitungsgremium der EKD verlassen zu wollen, sagte Joussen. Der Jurist, der als Experte für kirchliches Arbeitsrecht gilt, strebt unter anderem den Posten des Dekans an seiner Fakultät an, der in den nächsten Jahren neu zu besetzen sei. „Dazu kommt aber auch der Umgang der EKD mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs“, erklärte Joussen. „Die Art und Weise, wie die Landeskirchen und wie wir alle mit den Ergebnissen der im Januar vorgestellten Forum-Studie umgehen, entspricht nicht meiner Art, Verantwortung wahrzunehmen.“ Das Beteiligungsforum, in dem Betroffene und Kirchenvertreter über die Aufarbeitung diskutierten, leiste eine gute Arbeit. Aber es sei mühsam, wie mit den Ergebnissen umgegangen werde. „Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs muss externalisiert werden“, so Joussen. „Eine Institution wie die EKD kann sich nicht selbst aufarbeiten.“ Das sei aber in der Kirche nicht vermittelbar. „Die Beharrungskräfte sind zu groß.“

Für die Nachwahlen in das Leitungsgremium legt der Ratswahlausschuss, der auf der Synode im Mai 2021 eingesetzt worden ist, der Synode und der Kirchenkonferenz einen Wahlvorschlag vor. Anschließend werden diese Kandidaten durch die Präses der EKD-Synode bekannt gegeben. Erwartbar ist, dass anstelle von Kurschus und Jung zwei weitere leitende Geistliche in den Rat der EKD gewählt werden: Oft genannt werden etwa die Kirchenpräsidentin der Evangelisch-Reformierten Kirche, Susanne bei der Wieden, der Berliner Bischof Christian Stäblein und der Rheinische Präses Thorsten Latzel. Als wichtigste Kandidatin für das Amt der Ratsvorsitzenden gilt weiterhin die das Amt derzeit bereits kommissarisch ausübende Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs.

Doch nicht nur auf der Ebene der EKD stehen Personalveränderungen an. So erklärte der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns Mitte August, dass er im Juli 2025 im Alter von 63 Jahren in den Ruhestand gehen wolle. Einen Termin für eine Bischofswahl gibt es noch nicht. Im Herbst sollte in Westfalen ein Nachfolger für Annette Kurschus in ihrer Funktion als Präses gewählt werden. Doch der einzige Bewerber für ihre Nachfolge, Pfarrer Michael Krause, zog im August seine Kandidatur zurück. Hintergrund dafür seien „Hinweise auf mögliche, in der Vergangenheit liegende Verstöße gegen das Gebot, persönliche Grenzen einzuhalten“, teilte die Landeskirche mit. Krause habe deswegen ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt.

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