An Weihnachten haben Bewaffnete in Nigerias Bundesstaat Plateau über 20 von Christen bewohnte Dörfer überfallen und ein Massaker besonders unter Frauen und Kindern angerichtet. Dabei wurden bis zu 200 Menschen getötet und hunderte verletzt sowie rund 200 Häuser zerstört. Überlebende beschuldigen muslimische Fulani-Hirten als Täter.
Immer wieder kommt es im Mittelgürtel und im Nordwesten Nigerias zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen muslimischen nomadisierenden Viehhirten und sesshaften Farmern, die mehrheitlich Christen sind. Dabei wird die Zugehörigkeit zur Religion zunehmend instrumentalisiert. Im Kern geht es bei dem jahrzehntelangen Konflikt mit Tausenden Toten um den Zugang zu Land und Wasser bei sich verschärfender Ressourcenknappheit. Während die Bevölkerung rasant wächst, wird Farm- und Weideland durch eine sich ausbreitende Wüstenbildung stetig knapper. Zudem gibt es Hinweise, wonach Fulani-Gruppen in Kontakt mit der dschihadistischen Terrormiliz „Boko Haram“ stehen.
Erzbischof Ignatius Kaigama aus Nigerias Hauptstadt Abuja machte die wirtschaftliche Krise und die schlechte Regierungsführung für die andauernde politisch-religiös motivierte Gewalt verantwortlich. Parteiführer und Parteien seien derzeit allein mit der Konsolidierung ihrer Macht nach den Wahlen im Mai 2023 und laufenden Gerichtsverfahren beschäftigt, sagte er Missio Aachen. Dirk Bingener, Präsident des Hilfswerks, erklärte „Solidarität mit den Angehörigen der Opfer, unseren Partnern und Glaubensgeschwistern“. Auch er beklagte den mangelnden Schutz vonseiten der nigerianischen Sicherheitsbehörden. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, forderte die nigerianischen Behörden auf, „diesen Vorfall unverzüglich, gründlich und unabhängig zu untersuchen“. Die Täter müssten in fairen Verfahren zur Verantwortung gezogen und der Kreislauf aus Straflosigkeit und neuer Gewalt durchbrochen werden. Zudem müsse Nigerias Regierung die Ursachen des Konflikts angehen. Den christlichen Hintergrund der Opfer erwähnte Türk nicht.
Nigeria ist mit rund 220 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste und ethnisch vielfältigste Land Afrikas sowie dessen größter Öl- und Gasproduzent. Die Bevölkerung ist überdurchschnittlich jung und hat sich innerhalb der vergangenen drei Jahrzehnte mehr als verdoppelt, ohne dass der Ausbau der Infrastruktur Schritt halten konnte. Die islamistischen Terrorgruppen „Boko Haram“ und „Islamischer Staat Provinz Westafrika“ sind für schwere Anschläge mit zahlreichen Todesopfern verantwortlich.