Klima-Kleber, Greta Thunberg oder Fridays for Future: Das Engagement gegen den Klimawandel und der damit verbundene Schutz der Schöpfung wird weiter heftig diskutiert. Vor den radikalen Auswirkungen des Klimawandels fühlen sich anderseits viele Menschen machtlos. Die Frage nach der Bewahrung der Schöpfung stellt sich deshalb so brisant wie selten zuvor.
Stefan Silber, der derzeit die Vertretungsprofessur für Dogmatik an der Universität Vechta innehat, greift die Aktualität dieser Fragestellungen in seiner neuesten Publikation auf und verdrillt sie dort mit einem anderen, ebenfalls hoch aktuellen Thema: dem Postkolonialismus. Beides geht für ihn Hand in Hand, denn die Klimakrise sei eine Herausforderung, die sich in ihrer Vielfältigkeit offenbart.
Die ökologische Herausforderung, so Silber, betreffe die Gesellschaft – und zwar im Umgang mit dem „Gemeinsamen Haus“, aber auch im Umgang untereinander und in der Suche nach einem neuen „Wir“. So entfaltet Silber ein Verständnis von Synodalität im Hinblick auf eine Schöpfungstheologie: Nur im Dialog miteinander und im Zuhören aufeinander könne die Schöpfung nachhaltig bewahrt werden. Kritik wird dabei an Konzepten wie dem „Patriarchat“ oder einem Missionsbegriff laut, die der Synodalität wesentlich entgegenstünden. Schließlich konkretisiert Silber seine synodale Schöpfungstheologie hinsichtlich eines „Hören und Lernens von den indigenen Völkern“. Sie seien „Subjekt einer globalen Zivilisation der Armut“, von ihrem Leben ließen sich Alternativen erschließen, die einen neuen Umgang mit der Schöpfung ermöglichen.
Der abschließende Appell, den Silber formuliert, lautet daher: „Entkolonisiert das Gemeinsame Haus!“ Mit anderen Worten: Das Hören aufeinander ist im Wesen der Kirche verankert. Auf dem Weg zu einer „ökologischen Theologie“ steht ein neuer, wertschätzender Umgang miteinander und mit der Schöpfung an erster Stelle. Das betrifft nicht nur theologisches Nachdenken. Es fordert die Gesellschaft als ganze neu heraus. Denn ein Weiter-so gibt es nicht. Das wird nach der Lektüre von Silbers wichtigen Impulsen mehr als deutlich.