Sammelbände haben nicht selten das Problem, dass in ihnen Beiträge zusammengespannt sind, die inhaltlich nicht gleichermaßen gelungen sind. Davon ist auch der vorliegende Band nicht ganz frei, der sich in vierzehn Texten mit dem Phänomen Transformation befasst. So tragen etwa die Überlegungen zur „Sittlichen Coolness“ und über „Transformation als Bindeglied zwischen (christlicher) Spiritualität und Leadership“ eher wenig Substanzielles zum Gesamtthema bei.
Ausgesprochen anregend ist dagegen etwa der Beitrag, der Transformationsprozessen in der Bibel gewidmet ist. Auch die Texte zu Mystikern können aus großen geschichtlichen Leitgestalten der christlichen Spiritualität Funken für das Bemühen um ein heutiges Leben als Christ schlagen (Mariano Delgado). Das gilt in besonderem Maß für den Beitrag von Michael Höffner unter der Überschrift „Du musst dein Leben ändern?“ Er stellt dabei unter anderem die Frage, wie man so von geistlicher Transformation und geistlichem Fortschritt sprechen könne, dass einerseits Wandlungsdynamiken angestoßen werden könnten, andererseits aber die Übenden keinem übermenschlichen Transformationsdruck ausgesetzt würden.
Auch der Beitrag über spirituelle Transformationen aus religionspsychologischer Sicht (Michael Utsch), des einzigen Protestanten in der Autorenriege, lohnt in seiner Verbindung von psychologischer Professionalität und seelsorglicher Sensibilität die Lektüre. Besonders gelungen, und das sowohl in der unaufgeregten, alltagsnahen Diktion wie im Problemzugriff, sind die Überlegungen von Stefan Jürgens. Eine seiner Grundthesen: Christen brauchen Seelsorger, „die der Kirche gegenüber kritisch-loyal sind, die im Gebet bleiben, in der Bibel und in der Welt zu Hause sind und geistlichen Tiefgang haben, und deren Spiritualität am konkreten Lebenswandel erkennbar ist“. Die aktuelle Reformdebatte zeige, dass die Kirche als ganze erwachsen werden müsse. Dazu passt die Schlussbemerkung des Beitrags von Mitherausgeber Thomas Möllenbeck, niemandem blieben die Wachstumsschmerzen erspart, die Konversionen als Transformationsprozesse für den einzelnen Christen mit sich brächten.