„Komm, Herr, segne uns!“, schallte es durch den Hamburger Stadtpark, über den Stadtparksee und in die angrenzenden Wohnviertel. Es war der Abschlussgottesdienst des dritten Evangelischen Posaunentags, der dort vom 3. bis 5. Mai am Ufer stattfand: 17.500 Mitglieder evangelischer Posaunenchöre ließen ihre Hörner, Tubas, Trompeten und Posaunen erklingen. Drei Tage lang hatten sie sich auf Einladung der evangelischen Nordkirche zu dem nur alle acht Jahre stattfindenden größten Festival evangelischer Kirchenmusik getroffen. In ihrer Abschlusspredigt hob die amtierende EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs hervor, dass Musik „nicht nur hübsches Beiwerk, sondern eine eigene starke Sprache des Glaubens“ sei. Die Bischöfin betonte, dass es beim Posaunentag „um einen gemeinsamen Rhythmus und um eine geradlinige Haltung, die allen Zertrennungen, allen menschenverachtenden Parolen und Nationalismen dieser Tage die hemmungslose Liebe zur Vielfalt entgegensetzt“ gegangen sei: „Und an dieser Stelle senden wir friedvolle Grüße nach Dresden.“ Dort war am Freitag ein Europaabgeordneter der SPD beim Plakatieren angegriffen worden.
Am Samstag hatten Bläserchöre aus ganz Deutschland an mehr als 130 Plätzen in Hamburg musiziert. Schließlich spielten am Abend mehr als 14.000 Bläser auf der Hamburger Jan-Fedder-Promenade eine Serenade: Auf einer Länge von mehr als 1,2 Kilometern hatten sich die Posaunenchöre aufgestellt. „Das ist der pure Wahnsinn“, erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Landesposaunenwart Martin Huss. Bläserchöre spielten normalerweise auf der Ebene von Gemeinden oder Kirchenkreisen. Für die Teilnehmer stelle der Posaunentag deswegen ein bleibendes Erlebnis dar, das für den Einsatz im heimischen Posaunenchor motiviere. Der Vorsitzende des Evangelischen Posaunenwerks in Deutschland, der frühere Landesbischof Gerhard Ulrich, nannte die Posaunenchorarbeit eine der größten ehrenamtlichen Bewegungen der Kirchen überhaupt. Deutschlandweit würden fast 100.000 Bläserinnen und Bläser in unzähligen Chören aller Landes- und Freikirchen musizieren. Sie seien „eine Gemeinschaft, die natürlich die Botschaft der Christenmenschen hörbar macht, darüber hinaus aber über die Grenzen der Kirchen hinaus Gemeinschaft stiftet und Menschen einlädt, mitzutun“.
Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, hatte die Posaunenchöre bereits bei der Eröffnung als lebendige Gemeinden gewürdigt. Sie seien „Orte, an denen Glauben gelebt wird, Ausdruck findet, geteilt wird“. Zum Glauben gehöre eine sinnliche, ästhetische Erfahrung: „Unsere Kirchenmusik ist einer der größten Schätze“, so Heinrich: „Egal, ob Menschen der Kirche verbunden oder fern sind, selbst musizierend oder nur zuhörend, Kirchenmusik berührt: Klare Töne, mal weich klingend, mal ziemlich kraftvoll, aber immer zur Ehre Gottes.“