Die deutschen Bischöfe haben die Bedeutung der Ausbildung von Theologinnen und Theologen an staatlichen Fakultäten unterstrichen. Diese böten entscheidende Vorteile sowohl für die Gesellschaft als auch für die Kirche; gerade der Universität würde ohne Theologie Wesentliches fehlen. Die Kirche habe „ein grundlegendes eigenes Interesse daran, integraler Bestandteil der Gesellschaft – und damit der Wissensgesellschaft – zu sein, um kritisch und konstruktiv dem Auftrag der Evangelisierung nachkommen zu können“, heißt es in einer Erklärung von Anfang Juni (vgl. auch: Theologie. Warum das Fach Zukunft hat, Herder Korrespondenz Spezial Nr. 1/2024).
Die vierseitige Stellungnahme ist von der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) veröffentlicht worden. In erster Linie zuständig für die verhandelten Fragen ist eigentlich die Kommission Wissenschaft und Kultur, die von Kardinal Rainer Maria Woelki geleitet wird. Der Kölner Erzbischof versucht derzeit, die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) als kirchliche Einrichtung für die Theologenausbildung zu etablieren. Die Priesterkandidaten für das Erzbistum Köln sollen in der Regel dort und nicht mehr an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Bonn studieren.
Da es keinen Widerspruch zwischen Glauben und Vernunft gebe, gehöre die rationale Durchdringung und Verantwortung von Glaubensakt und dessen Inhalten zum integralen Bestandteil des Glaubens selbst, so das DBK-Papier. Mit Verweis auf die Empfehlungen des Wissenschaftsrats vom Jahr 2010 erinnert die Glaubenskommission daran, dass „Staat und Gesellschaft auch ein Interesse an der Einbindung der Theologien in das staatliche Hochschulsystem“ haben, um die „Vereinseitigung und Fundamentalisierung von religiösen Standpunkten“ zu verhindern. Umgekehrt gehe es der Theologie um die Reflexion des Glaubens angesichts immer neuer Wissenskontexte; sie funktioniere am besten an der Universität, die die unterschiedlichen Rationalitätsstandards, Denkformen und Wissenskulturen abbilde.
Die Theologie sei schließlich ein für die Universität selbst unverzichtbares Fach. Aufgrund des besonderen Zuschnitts der Theologie für das „kritische Verstehen des Menschen, seiner praktischen Selbst- und Weltverortung sowie seiner lebensweltlich-ethischen Orientierung“ könne keine andere Wissenschaft die Lücke an der Universität füllen. Letztlich profitiere diese von der „sinn- und ideologiekritischen Funktion (…), die sich gegen eine Verabsolutierung wissenschaftlicher Aussagen“ richtet.