Die Genese der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“Ein Kommentar aus ökumenischer Perspektive

Die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ über die Kirche in der heutigen Welt vom 7. Dezember 1965 ist nicht nur das längste Dokument, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil verabschiedet wurde, sondern in Inhalt und Machart auch das originellste. Dazu kommt: „Zweifellos ist Gaudium et spes der am stärkstem ökumenisch erarbeitete Konzilstext.“ So lautet eine der Grundaussagen des Kommentars zur Pastoralkonstitution, den der Wiener evangelische Systematiker Ulrich Körtner in der Reihe „Große Texte der Christenheit“ vorgelegt hat. Die schon durch die Konfessionsverschiedenheit gegebene Distanz zu einem für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielerlei Hinsicht wegweisenden Text der offiziellen katholischen Ekklesiologie ist dem knapp angelegten, in klarer Sprache verfassten Kommentar durchgängig anzumerken und macht gerade seinen Reiz aus.

Körtner stellt die komplizierte Entstehungsgeschichte der Pastoralkonstitution mit ihren verschiedenen Textfassungen dar, referiert Aufbau und Inhalte der Konstitution, gibt Hinweise auf die innerkatholische Rezeptionsgeschichte und unternimmt eine zusammenfassende Würdigung des für ein Konzil ungewöhnlichen Textes. Er notiert dabei Veränderungen gegenüber dem bis dato vorherrschenden Selbstverständnis der katholischen Kirche, betont aber auch die Kontinuität: „Mag also die Grammatik katholischer Theologie und Ekklesiologie, die Gaudium et spes bietet, völlig neuartig sein, so bleiben doch die Grundkoordinaten der Kirchenlehre und der katholischen Soziallehre unangetastet“.

Die Pastoralkonstitution biete einerseits ein großes Potenzial für die ökumenische Bewegung und für die konkrete ökumenische Zusammenarbeit in sozialethischen Fragen. Gleichzeitig verweist der evangelische Kommentator aber auf methodische und hermeneutische Differenzen, die die Entwicklung einer ökumenischen Sozialethik bis heute erschweren, nicht zuletzt die noch weit auseinanderliegenden Auffassungen der evangelischen und katholischen Dialogpartner über das Ziel der Ökumene. Trotzdem fällt sein abschließendes Urteil angesichts der Öffnung der katholischen Kirche gegenüber der modernen Gesellschaft und den übrigen Kirchen positiv aus.

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