Die jährliche Kirchenstatistik bietet kaum noch Überraschungen, auch wenn sich 2023 der Negativrekord von 2022 nicht wiederholte: Im Jahr 2023 traten 402.694 Menschen aus der katholischen Kirche aus, wie die Deutsche Bischofskonferenz Ende Juni veröffentlichte. Das ist nach 2022 mit 522.821 Austritten der zweithöchste Wert. Die bundesweite Austrittsquote betrug 1,9 Prozent; im Vorjahr lag sie bei 2,4 Prozent.
Mit nunmehr 20,3 Millionen Kirchenmitgliedern machen die Katholiken 24 Prozent der Gesamtbevölkerung von 84,7 Millionen Menschen in Deutschland aus, im Vergleich zu 24,8 Prozent 2022. Der Prozentsatz nimmt auch wegen der seit 2013 leicht wachsenden Gesamtbevölkerung ab; so betrug vor zehn Jahren die Anzahl der Katholiken mit 24,2 Mitgliedern 29,9 Prozent bei 80,8 Millionen Deutschen insgesamt (178.805 Austritte). 2003 gab es noch 26,2 Millionen Katholiken(31,7 Prozent).
Die rückläufige Mitgliederzahl liegt nach wie vor auch an der höheren Zahl an Sterbefällen als an Taufen: Die Zahl der Bestattungen betrug 2023 226.179 (2022: 240.144), die der Taufen 131.245 (155.173). Bei den Aufnahmen dagegen zeigt sich eine leichte Tendenz nach oben. 2023 Jahr traten 1559 Menschen in die Kirche ein (1447); 4127 Menschen wurden wieder in die Kirche aufgenommen (3753).
Insgesamt ist die Zahl der Sakramentenspendungen leicht rückläufig. Die Zahl der kirchlichen Trauungen betrug 27.565 (35.467). Zur Erstkommunion gingen 151.835 Kinder (162.506), 105.942 junge Menschen wurden gefirmt (110.942). Einen leichten Zuwachs verzeichnete der Gottesdienstbesuch, der bei 6,2 Prozent lag (2022: 5,7 Prozent). Die Zahl der Priesterweihen lag 2023 bei 38, davon 34 Welt- und vier Ordenspriester (45, 33 zu 12).
Durch die laufenden Strukturmaßnahmen in den Bistümern sank die Anzahl der Pfarreien auf 9.418 (9.624). Insgesamt gab es 2023 11.702 Priester (11.987), davon waren 5971 Pfarrseelsorger (6069). Ihren Dienst versahen 3146 Ständige Diakone (3184), 3032 Pastoralassistenten und -referenten (weiblich: 1479, männlich: 1553) und 4044 Gemeindeassistenten und -referenten (weiblich: 3181, männlich: 863).
Gemessen an der jeweiligen Mitgliederzahl traten im vergangenen Jahr die meisten Menschen in den Erzbistümern Hamburg und Berlin aus, auf dem dritten Platz folgte das Bistum Limburg. In absoluten Zahlen traten mit knapp 40.100 die meisten Menschen im Erzbistum Köln aus.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, warb für Reformen, auch wenn sie die Kirchenkrise allein nicht beheben würden: „Aber die Krise wird sich ohne Reformen verschärfen.“ Auch Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, hält einen Wandel für unvermeidlich, „wie er beim Synodalen Weg in Deutschland, aber auch bei der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode erörtert wird.“
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte ihre Statistik bereits Anfang Mai veröffentlicht (vgl. HK, Juni 2024, 41). Sie zählte nach rund 380.000 Austritten in der Summe ihrer Gliedkirchen noch knapp 18,6 Millionen Mitglieder. Zu den orthodoxen Christen liegen keine offiziellen Zahlen vor. Ihre Anzahl nimmt laut Schätzungen zu, insbesondere durch Zuwanderung.