Der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. unterstützt laut Medienberichten eine vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geforderte „spirituelle Unabhängigkeit“ der Ukraine. Er bezog sich offenbar auf ein Verbot der dem Moskauer Patriarchat kirchenrechtlich unterstellten Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK), das Selenskyj am 10. August angedeutet hatte. Der Patriarch von Konstantinopel äußerte sich bei einem Treffen mit hochrangigen Vertretern der ukrainischen Regierung und der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) in Istanbul. Er unterstütze „alles, was gut für die Ukraine“ sei, und sorge sich um die Orthodoxe Kirche der Ukraine, so Bartholomäus. Die ukrainische Seite berichtete über von russischen Besatzern begangene Verbrechen gegen die Religionsfreiheit, über dutzende getötete Geistliche und Theologen und über mehr als 630 zerstörte religiöse Gebäude.
Der bisherige Gesetzesentwurf zur Kontrolle der UOK mit rund 10.000 Gemeinden ist auch international umstritten; angemessen sei die Strafverfolgung Einzelner, so Experten unter anderem.
Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche erklärte nach dem Einmarsch Russlands 2022 ihre Unabhängigkeit. Die ukrainische Regierung wirft ihr Instrumentalisierung der Religion und Verbreitung russischer Propaganda vor. Die UOK ist nicht zu verwechseln mit der betont patriotischen Orthodoxen Kirche der Ukraine, die in der aktuellen Form erst 2018 entstand und der Bartholomäus die Autokephalie verlieh. Daraufhin brach der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. die Beziehungen zu Konstantinopel ab.